Wien – Die Umstellung der Uni-Finanzierung wird laut Oliver Vitouch, dem Präsidenten der Universitätenkonferenz, fast ein Jahrzehnt dauern. Vom Einstieg in die Studienplatzfinanzierung erwartet er bessere Betreuungsverhältnisse in den überlaufenen Fächern und wo nötig weitere Platzbeschränkungen. Zusätzlich wollen die Unis Aufnahmeverfahren in allen Fächern, um die Studienwahl verbindlicher zu machen.

"Eine Gesamtarchitektur aus einem Guss zu schaffen ist nicht einfach und sicher nicht von einem Jahr auf das andere zu machen", warnt uniko-Präsident Vitouch vor zu hohen Erwartungen an die nun von der Regierung erneut angekündigte Studienplatzfinanzierung. Er gehe davon aus, dass eine komplette Umstellung auf ein System wie bei den Fachhochschulen – hier finanziert der Bund pro Fach eine davor festgelegte Zahl an Studienplätzen – drei Leistungsvereinbarungsperioden und damit insgesamt neun Jahre brauchen wird.

Vorerst könne es ehrlicherweise nur einen Einstieg in die Studienplatzfinanzierung geben. Dafür rechnet Vitouch mit 500 Mio. Euro Zusatzkosten für die Jahre 2019-21, die konkreten Zahlen sollten in den angekündigten Verhandlungen bis Juni fixiert werden. Noch offen ist dabei laut Vitouch auch, woran sich die Zahl der Studienplätze orientieren soll. Im Raum stünden neben der Zahl der Absolventen plus einem Aufschlag von beispielsweise 20 Prozent auch die Zahl der Studierenden, die die Studieneingangsphase erfolgreich hinter sich gebracht haben.

Das derzeit vorliegende Modell, das die uniko 2010/11 mit dem Wissenschaftsministerium erarbeitet hat, sei nur ein Finanzierungsmodell mit Kosten für die verschiedenen Fächergruppen. "Über die Aufnahmeverfahren macht das noch keine Aussage, weil das davon abhängt, wie das Gesamtsystem finanziert wird." Ob es bundesweit festgelegte Studienplätze geben soll oder je nach Uni, sei jedenfalls "noch nicht entschieden".

"In so einer sukzessiven Entwicklung wäre es auch sinnvoll, den Rektoraten die Entscheidungen über die Aufnahmeverfahren zu überlassen", wünscht sich Vitouch Spielraum für die Unis. Es gebe zwar einige Fächer wie Jus, wo es an allen anbietenden Unis eine starke Nachfrage und gleichzeitig einen sehr hohen Drop-out gebe, andere seien allerdings nur an einzelnen Universitäten stark überlaufen.

Wien ist laut Vitouch überhaupt ein "Sonderphänomen": Als Metropole hat man hier etwa auch in manchen geisteswissenschaftlichen Fächern schlechte Betreuungsverhältnisse, in denen es an anderen Unis keine Probleme gibt. Ein transparenter Indikator könnten dabei Mängel bei Personal und Infrastruktur im Verhältnis zur Zahl der Studienanfänger sein.

Geht es nach der Universitätenkonferenz, soll es überhaupt in allen Fächern künftig Aufnahmeverfahren geben, um die Verbindlichkeit der Studienwahl zu erhöhen. Platzbeschränkungen soll es allerdings nur dann geben, wenn es mehr Studienanfänger gibt als vernünftig betreut werden können. (APA, 31.1.2017)