Bekannt war es schon vorher, die jüngsten weltpolitischen Ereignisse haben es eindrücklich klar gemacht: Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssen sich klar werden, was sie sein und was sie tun wollen. Die Winterausgabe der Europäischen Rundschau liefert dazu anregende Analysen. Und sie zeigt die Handlungsoptionen auf.

Besonders Eindrücklich tun das die Politologen Thierry Chopin und Jean-François Jamet, deren Beitrag aus dem französischen Commentaire die Europäische Rundschau übersetzt abdruckt. Sie schildern drei Möglichkeiten: Eine Rückbesinnung auf die nationale Souveränität, die politisch wie wirtschaftlich zur Konfrontation führen könnte. Das Beharren auf einem Status quo, den sie als nicht haltbar sehen – und den Ausbau eigener und gemeinsamer europäischer Modelle, den sie als einzig Erfolg versprechenden Weg beurteilen.

Wie unterschiedlich weit die Staaten Europas von dieser Vision entfernt sind, zeigen exemplarisch jene Analysen, die sich etwa auf Österreich und Deutschland beziehen. Altbundespräsident Heinz Fischer schildert in seinem Beitrag den Weg Österreichs in die EU und geht dann auf die möglichen Folgen des Brexit ein. Was das Verhältnis zu Russland betrifft, plädiert er für mehr gegenseitiges Verständnis. Österreichs Botschafter in Moskau, Emil Brix, zeigt Wege zu einer stärker aktiven Außenpolitik auf, die sich auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit konzentrieren und Österreich zum Zentrum des Dialogs machen solle. Politologe Werner Weidenfeld skizziert derweil in seinem Text, wie Deutschland beim Formen einer künftigen europäischen Identität helfen könnte.

Besonders interessant auch zwei Texte außerhalb der Reihe: Haaretz-Chefredakteur Aluf Benn schildert, wie sich Israel unter Premier Benjamin Netanjahu nach rechts bewegt hat, Historiker Anton Bebler schildert prägnant das anhaltende Erbe der Türkei auf dem Balkan. (Manuel Escher, 31.1.2017)