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Der chinesischen Großinvestor Xiao Jianhua auf einem Archivbild aus dem Jahr 2013.

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Xiao wohnte im luxuriösen Four-Seasons-Hotel in Hongkong.

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Zuerst herrschte in Hongkong mehr als 24 Stunden lang Rätselraten und gab es noch größere Schlagzeilen über das mysteriöse Verschwinden und den Verbleib des chinesischen Großinvestors Xiao Jianhua. War er, wie sein Konzern zuerst twitterte, zur medizinischen Behandlung im Ausland unterwegs? Oder war das nur Ablenkung, wie einige wissen wollten? Wurde Xiao unter Korruptionsverdacht nach China verschleppt?

Mit fast sechs Milliarden US-Dollar Vermögen ist Xiao ein Schwergewicht unter Chinas Konzernchefs. Er brachte es 2016 auf Platz 32 der Hurun-Reichenliste. Sein Verschwinden elektrisierte Hongkong aus zwei Gründen. Zum einen ist er Gründer der Pekinger Tomorrow-Gruppe, einer in viele Untergesellschaften verzweigten Dachorganisation für Finanz-, Bank-, Börsen- ,Versicherungen-, Immobilien- und Technologieinvestitionen. Einst soll sie auch Geschäfte mit Familienangehörigen der Pekinger Führung, darunter mit Verwandten des Staatspräsidenten Xi, gemacht haben. Er selbst hatte das der "New York Times" 2014 bestätigt. Das war allerdings, bevor Xi seine Ämter antrat, und ist bekannt. Doch in China hält die Antikorruptionskampagne unverändert an.

Wahlkampf in Hongkong

Noch mehr alarmierte die Hongkonger aber eine andere Frage: Wie war Xiao nach China gekommen, wenn er denn in China war? In wenigen Wochen wählt Hongkong einen neuen Verwaltungschef und steckt mitten im Wahlkampf. War der 46-jährige Multimilliardär entführt worden, obwohl er die kanadische Staatsbürgerschaft und die permanente Aufenthaltserlaubnis für Hongkong besitzen soll? Xiao bewohnte ein Apartment im luxuriösen Four-Seasons-Hotel. Hatten ihn chinesische Staatssicherheitsagenten im Bruch mit allen Garantien der rechtlichen Autonomie von Hongkong gezwungen, mit ihnen nach China zu fahren? Vor genau einem Jahr hatten sie mit der skandalösen rechtswidrigen Verschleppung von fünf Buchhändlern, die entführt und verhört wurden, weil sie chinakritische Literatur publizierten, einen Präzedenzfall geschaffen. Wiederholte sich nun das damalige Drama?

Mittwochnachmittag meldete die "South China Morning Post", Xiao sei in China, löste aber keine der beiden Fragen, die Hongkong umtrieben. Der Milliardär sei vergangenen Freitag gesehen worden, wie er in Begleitung mehrerer Männer sein Hotel verließ. Die Zeitung berief sich dabei auf einen Vertrauten Xiaos. Der habe berichtet, dass Xiao in China an unbekanntem Ort festgehalten werde. Seine Familie habe bereits Kontakt mit ihm aufgenommen. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht.

Medizinische Behandlung

Am Mittwochmorgen hatte sein Konzern noch das Gegenteil behauptet. In der Hongkonger Zeitung "Mingbao" erschien eine ganzseitige Anzeige im Namen Xiaos mit Datum 31.1.2017. Der Inhalt: Alle Gerüchte über seine Verhaftung und Verschleppung nach China seien falsch. Er sei zur medizinischen Behandlung im Ausland und werde nach seiner Genesung mit der Presse sprechen. Chinas Regierung sei im Übrigen zivilisiert und handle nach Recht und Gesetz. Es gebe keinen Anlass für Missverständnisse.

Chinas Nachrichtenagentur Xinhua, die Polizei und das Außenministerium, die für Aufklärung sorgen könnten, waren am Mittwoch noch tief im Frühlingsfest und gaben keine Kommentare ab. Das Fest dauert noch bis Freitag. (Johnny Erling aus Peking, 1.2.2017)