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Heizen ist für viele einkommensschwache Personen ein Problem. In Österreich gelten rund 117.000 Haushalte als energiearm – sie müssen gemessen an ihrem geringen Einkommen einen deutlich höheren Anteil für Heizenergie ausgeben als ein Durchschnittshaushalt.

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Wien – Die Situation einkommensschwacher Haushalte wird sich heuer aller Voraussicht nach weiter zuspitzen. Dafür spricht der seit 30 Jahren nicht so kalt gewesene Jänner, der die Heizrechnung so gut wie aller Österreicher in die Höhe getrieben hat, jene der einkommensschwachen Haushalte aber im besonderen. "Energiearme geben beinahe jeden vierten Euro für Wohnenergie aus", sagte der Generaldirektor der Statistik Austria, Konrad Pesendorfer, am Donnerstag bei der Präsentation einer Studie zu Energiearmut.

Den Auftrag dafür hat die Regulierungsbehörde E-Control gegeben. Nicht nur der Markt, auch die Regulierung und die Politik seien gefordert, energiearmen Haushalten zu helfen, sagten die E-Control-Vorstände Andreas Eigenbauer und Wolfgang Urbantschitsch. Auch Beratung und Informationen, wie Energie gespart und damit die Energierechnung verkürzt werden kann, gehörten dazu.

Viele der Betroffenen heizen mit Öl

Der Studie zufolge, in die Einkommensdaten aus dem Jahr 2014 mit Angaben zum Energieeinsatz der Haushalte (Mikrozensus) verknüpft wurden, geben energiearme Haushalte rund 23 Prozent ihres Einkommens für Wohnenergie aus, mehr als das Vierfache eines Durchschnittshaushalts. Energiearme heizen öfter mit Öl, leben häufiger in älteren Gebäuden und überdurchschnittlich oft allein. Die 117.000 Haushalte, die bei niedrigem Einkommen verhältnismäßig hohe Energiekosten haben und infolge dessen als energiearm gelten, entsprechen 3,1 Prozent von insgesamt 3,7 Millionen Haushalten in Österreich. Insgesamt dürfte es sich um rund 300.000 Personen handeln, die unter diesen fordernden Bedingungen leben.

Vom gesamten Energieverbrauch eines energiearmen Haushalts von durchschnittlich 23.370 Kilowattstunden (kWh) entfallen laut Erhebung rund 18.080 kWh auf das Heizen. Das ist um 50 Prozent mehr Heizenergie als in nichtenergiearmen Haushalten, die im Schnitt nur 12.130 kWh für das Wärmen von Haus oder Wohnung aufwenden. Und noch eine Erkenntnis aus der Studie, die man bei der E-Control als Anleitung zum Handeln versteht: Energiearme sind im Schnitt älter, leben häufiger allein und haben nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss. Mit der Einführung von Smart Metern (digitale Stromzähler), die bis 2019 in einem Großteil der Haushalte in Österreich installiert sein sollen, werde das Bewusstsein für den Energieverbrauch geschärft, glaubt man bei der E-Control.

Ökostrom-Teilbefreiung spart 80 Euro pro Jahr

Zu wenig bekannt dürfte in betroffenen Haushalten sein, dass man mit dem Antrag auf ORF-Gebührenbefreiung gleichzeitig eine teilweise Befreiung von den Ökostromkosten beantragen kann. Während ein österreichischer Durchschnittshaushalt rund 100 Euro pro Jahr für Ökostromförderung bezahlt, können sich energiearme Haushalte 80 Euro sparen und zahlen nur 20 Euro pro Jahr. Abwicklungsstelle ist wie bei der ORF-Gebührenbefreiung, die von 300.000 Haushalten in Anspruch genommen wird, die GIS (Gebühren Info Service GmbH). Nur 123.000 Haushalte waren per Ende 2015 von den Ökostromkosten teilweise befreit, stellt Urbantschitsch von der E-Control fest.

Gebäudedämmung am sinnvollsten

Den größten Erfolg brächten freilich eine bessere Dämmung der Gebäude sowie eine Modernisierung der Heizungsanlage. Dem stehe aber erschwerend entgegen, dass sich Sanierungen meist in höheren Mieten niederschlagen und andererseits hohe Kosten für den Eigenheimbesitzer bedeuten. Das erschwert die Einkommenssituation von Haushalten, die als energiearm gelten – eine Teufelsfalle. (Günther Strobl, 1.2.2017)