Heimsaunierer mit dem nötigen Budget setzen heute auf eine Sauna mit großen Glasflächen. Aber auch technische Spielereien wie ein Fernseher und Lautsprecher sowie Aufgussautomatik sind möglich.

Foto: http://www.istockphoto.com/gofotograf

Wenn die Zeiten unsicher sind, dann ziehen sich die Menschen gern in die Privatheit ihrer vier Wände zurück, heißt es. Dieser Sachverhalt wird im Marketing-Sprech Cocooning genannt und freut Josef Deisl, den Geschäftsführer des gleichnamigen steirischen Unternehmens, das maßgeschneiderte Saunen anfertigt: "In den letzten Jahren erlebt die Sauna eine kleine Renaissance", erzählt er. Während die Sauna früher im Keller von Einfamilienhäusern stand und dort am Ende oft als Abstellraum genutzt wurde, stehen moderne Saunen im Wohnbereich.

Das finden nicht nur Saunahersteller und ihre Kunden spannend, sondern auch Soziologe Gilbert Norden von der Universität Wien: Norden forscht schon lange zur Soziologie des Saunabesuchs und hat in den 1990er-Jahren das Buch Saunakultur in Österreich geschrieben. Er sieht vor allem gutes Marketing vonseiten der Saunabranche als Grund für den Standortwechsel der Sauna.

Junge Zielgruppe

Deisl sieht den Grund dafür in einer jüngeren Zielgruppe, die die Sauna oft beim Hausbau schon fix mitplant – oftmals eben im Badezimmer oder gleich im Wohnbereich. "Eine moderne Sauna ist mit Glasfronten ausgestattet und wirkt dadurch größer als der Holzverbau von früher", erzählt er.

Außerdem kann sie mittels App vom Büro aus aufgeheizt werden. Moderne Saunen sind mit Infrarotstrahler ausgestattet und könnten auch als Dampfbad genutzt werden. Auch der Entertainment-Faktor werde manchen wichtiger, erzählt Deisl: "Wir haben schon Fernseher in die Sauna eingebaut." Wobei das ein bisschen dem Versprechen von Entspannung widerspreche, wie er zugibt. Was aber heute dazugehöre, seien Lautsprecher für die passende Hintergrundmusik.

Mit mindestens 5500 Euro müsse man bei einer Sauna vom Fachmann schon rechnen, schätzt Deisl. Nach oben ist alles offen: Im Luxusbereich wartet eine Sauna im Garten heute beispielsweise auch mit verglastem Dach, Aufgussautomatik und vollautomatischer Aromatherapie auf.

Sauna in Eigenregie

Der Wiener Autojournalist und überzeugte Saunierer Johannes Böhm hat sich für einen anderen Weg entschieden und sich seine Gartensauna mit Holzofen gemeinsam mit seinem Schwiegervater am Magdalensberg in Kärnten selbst gebaut. Von August bis November des Vorjahres sei auf dem Grundstück der Schwiegereltern gebaut worden, erzählt er: "Am Wochenende haben wir gebaut, unter der Woche gefeilt."

Am Ende sei der Bau ähnlich komplex wie ein Hausbau ausgefallen. Der größte Brocken Arbeit sei das Ausgraben des Fundaments am abschüssigen Hang gewesen, erzählt er: "Man würde nicht glauben, wie schwer es ist, ein Quadrat in die abfallende Wiese zu graben, das dann vier Winkel von 90 Grad hat."

Beim Dach entschied sich Böhm für eine Blech-Überkonstruktion vom Dachdecker. Ziel sei gewesen, nur heimische Hölzer zu verwenden – innen wurde es Zirbe, außen Fichte. Die Saunabänke sind aus Tanne. Die Wahl bezüglich Dämmung fiel auf ein Hanf-Jute-Gemisch. All das kostete rund 3600 Euro – mehr als ursprünglich angenommen. Saunafans mit weniger Geld und Know-how werden auch im Baumarkt fündig, wo eine Saunakabine ohne Ofen schon um ein Drittel davon erhältlich ist.

Häufige Fehler

Ob von Fachmann, Baumarkt oder in Eigenregie: Der Standort der Sauna ist ein entscheidender Erfolgsfaktor, wie Monika Kober, Geschäftsführerin des Saunaherstellers KLAFS, betont. Wichtig sei die Nähe zu einer Abkühlungsmöglichkeit wie einer Dusche. "Wenn die Sauna im letzten Eck vom Keller steht, man erst beim Brennholz vorbei und dann die Ski noch aus dem Weg räumen muss, dann wird man die Sauna nicht nutzen", sagt auch Deisl.

Auch wenn die Anzahl von Privatsaunas also steigt: Gefahren für die österreichische Saunakultur sieht Sauna-Soziologe Gilbert Norden nicht. Der überwiegende Teil der Saunafans besuche in Österreich nach wie vor eine öffentliche Sauna, sagt er. Manche Heimsaunabesitzer würden rund um ihre Sauna "häusliche Geselligkeit" mit eigenen Saunaritualen entwickeln. "Und ich kenne sogar Heimsaunabesitzer, die einige Zeit in ihrer Sauna sauniert haben, nun aber aus Gründen der Geselligkeit wieder eine öffentliche Sauna besuchen." (Franziska Zoidl, 7.2.2017)