Barbara Eder ist die große Gewinnerin des österreichischen Films.

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"Wenn du in diesen Ländern drehst, bringt jeder Tag eine Überraschung – und nicht immer vom Feinsten." Anlässlich ihrer Dankesrede beim Österreichischen Filmpreis ließ Barbara Eder erkennen, dass die Dreharbeiten in Afghanistan und Jordanien, wohin sie ihr Spielfilm "Thank You for Bombing" führte, in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung darstellten.

Mit ihrem Episodenfilm rund um drei Kriegsreporter feiert die 1976 in Eisenstadt geborene Regisseurin und Absolventin der Wiener Filmakademie nun ihren bisher größten Erfolg: Mit vier Auszeichnungen ließ sie zumindest an diesem Abend die Konkurrenz hinter sich – und auch gleich erkennen, dass es einer anderen Größe bedarf, um sich am Filmset an mehreren Fronten durchzusetzen: "Ich bin nur 1,60 und kann trotzdem Regie führen."

Bestandaufnahmen der Gegenwart

Dabei hat Eder mit Auszeichnungen Erfahrung: Bereits für ihr Langfilmdebüt "Inside America", in dem sie das von Drogen und Gewalt bestimmte Leben von sechs Jugendlichen in Texas porträtierte, erhielt sie 2011 den Max-Ophüls-Preis. Ein Erstlingsfilm als Ergebnis einer unmittelbaren Erfahrung, die sie als 17-Jährige infolge eines Austauschjahrs an einer texanischen Highschool gemacht hatte.

Dass sie in ihrem ersten langen Dokumentarfilm "Blick in den Abgrund" eine Gruppe von Profilern und forensischen Psychologen bei deren Arbeit beobachtete, passt zu Eders filmischem Zugang: Es ist auch ihr ebenfalls geschärfter Blick für Realitäten, der ihre Kinofilme auszeichnet und zu Bestandsaufnahmen der Gegenwart macht.

Standfestigkeit macht sich bezahlt

Dass in der österreichischen Filmproduktion ohne Anbindung an das Fernsehen selten Preise – vor allem aber keine finanzielle Sicherheit – zu gewinnen sind, weiß Eder als freischaffende Regisseurin für den ORF mit Regieaufträgen für Krimiserien wie "Cop Stories" oder den TV-Film "Landkrimi: Kreuz des Südens" nur zu gut. Ihre Standfestigkeit macht sich bezahlt, mit "Virus" gab sie 2016 schließlich ihr österreichisches "Tatort"-Debüt.

Auf den Preisregen, dem sie am Mittwochabend im Wiener Rathaus ausgesetzt war, reagierte Eder vielleicht auch deshalb bei aller Freude relativ gelassen. Die Ebenen, die man zumal als Regisseurin in der österreichischen Kino- und Fernsehlandschaft zu durchschreiten hat, kennt Eder gewiss nur allzu gut. Doch irgendwann werden die Mühen belohnt, und dann steht man auch mit einer Größe von 1,60 auf dem Gipfel. (Michael Pekler, 2.2.2017)