Vor fünf Monaten entschied Lukas Weißhaidinger das Freiluftmeeting in Berlin für sich. Nun will der 1,97 Meter große und knapp 140 Kilogramm schwere Oberösterreicher in der deutschen Hauptstadt auch indoor reüssieren.

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Wien – Christoph Harting aus Deutschland, Piotr Malachowski aus Polen, Daniel Jasinski aus Deutschland, Martin Kupper aus Estland, Lukas Weißhaidinger aus Taufkirchen an der Pram. Von den besten sechs Diskuswerfern bei den Olympischen Spielen 2016 wird beim ISTAF-Meeting in Berlin (10. Februar) allein der fünftplatzierte Este Gerd Kanter fehlen. Noch nie war ein Diskusbewerb in der Halle derart gut besetzt. Und erstmals ist ein Österreicher in Berlin dabei.

Klar, dass Weißhaidinger (24) sagt, er sei "sehr, sehr stolz". Der Innviertler hat sich die Einladung im Vorjahr doppelt verdient, nicht nur mit seinem finalen 64,95-Meter-Wurf in Rio, sondern auch mit seinem kurz darauf folgenden Überraschungssieg beim großen Berliner Freiluftmeeting. Dort gab er mit persönlicher Bestleistung von 66 Metern den namhaften Größen das Nachsehen.

Es gibt nicht viele Hallenmeetings mit Diskuswerfen im Programm, der Diskus fliegt halt doch ein bisserl weiter und unberechenbarer als die Kugel. So kommt es, dass Weißhaidinger, der auf "Luky" hört, noch keinen einzigen Hallenwettkampf bestritt. Umso größer ist die Vorfreude. "So gut bin ich noch nie über den Winter gekommen", sagt er nach Monaten, in denen ihn weder Verletzungen noch Viren plagten. Weißhaidinger ist in die Südstadt übersiedelt, wo ihn Gregor Högler betreut und wo er beste Bedingungen vorfindet. "Vor allem auch im Bereich Regeneration gibt es hier Möglichkeiten, die ich daheim in meiner kleinen Hütte nie gehabt habe. Das bringt viel."

Richtig weit geworfen hat Weißhaidinger im Winter noch nicht. Im Training wurde der Diskus stets von einem Netz aufgefangen. Zwar lässt sich da durch Analysen feststellen, ob die Technik gepasst hat. Doch wo die Scheibe quasi im Feldversuch gelandet wäre, lässt sich nur vermuten.

Aus diesem Grund schiebt Weißhaidinger ab Samstag noch einige Trainingstage auf Teneriffa ein, wo er so weit werfen kann, so weit er eben werfen kann. Berlin soll schließlich ein erster Saisonhöhepunkt "und eine perfekte Standortbestimmung sein". 2017 ist nicht irgendein Leichtathletikjahr. Im August steht die Freiluft-WM in London an, dort kommt es auch im Diskus zur großen Revanche für Rio.

Nie dagewesene Dichte

Bei Hallen-Titelkämpfen wie der EM Anfang März in Belgrad ist Diskuswurf kein Thema. Österreich sollte dennoch mit einem ansehnlichen Aufgebot vertreten sein. Andreas Vojta (1500 Meter) und Stephanie Bendrat (60 Meter Hürden) sind ebenso schon qualifiziert wie Ivona Dadic und Dominik Distelberger im Mehrkampf. Speziell bei den Frauen, also im Fünfkampf in der Halle sowie im Siebenkampf im Freien, herrscht derzeit hierzulande eine noch nie dagewesene Dichte. Neben Dadic (23) sind auch Verena Preiner (22) und Sarah Lagger (17) drauf und dran, in die internationale Spitze vorzustoßen.

Lagger war als 16-Jährige schon U20-Weltmeisterin, sie ist eines der größten Talente weltweit. Im Kampf um das zweite EM-Ticket, auf das Österreich hofft, liegt momentan Preiner voran, die kürzlich Fünfkampfrekord erzielte. Allerdings werden die Karten bei den Mehrkampf-Meisterschaften am Wochenende im Wiener Dusika-Stadion neu gemischt. (Fritz Neumann, 2.2.2017)