Düstere Stimmung auf der Hohen Warte. Vereinsvertreter, Trainer, Spieler und Fans des First Vienna FC blicken in eine ungewisse Zukunft.

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Wien – Ein unerwarteter Schicksalsschlag hat den First Vienna FC in ordentliche Turbulenzen gebracht. Der älteste Fußballverein Österreichs bangt um seine Existenz, seit am 21. Jänner mit Martin Kristek der Hauptgeldgeber des Vereins im Alter von 44 Jahren plötzlich verstarb. Der gebürtige Österreicher war alleiniger Gesellschafter des umstrittenen und von zahlreichen Klagen betroffenen Billigstromanbieters Care-Energy mit Sitz in Hamburg. Seit 2014 war das Unternehmen der mit Abstand potenteste Sponsor des Vereins aus der Regionalliga Ost.

Nun aber fließen, wie der "Falter" berichtet, keine finanziellen Mittel mehr in Richtung Hohe Warte in Döbling, wo der Verein seine Heimspiele austrägt. Die Spieler warteten bisher vergeblich auf die Dezembergehälter. Verantwortliche, Trainer, Akteure und Fans des als Tabellendritter (31 Punkte) hinter den Austria Amateuren (33) und Ritzing (32) überwinternden Vereins blicken in eine ungewisse Zukunft.

Rapid Wien bietet sich für ein Spiel an. Die Hütteldorfer wollen "in einer der nächsten Länderspielpausen, wenn dies die Verantwortlichen des First Vienna FC wollen", kostenlos zu einem Freundschaftsspiel auf der Hohen Warte antreten.

Da nach dem Tod des Geldgebers auch Richard Kristek, der Vater des Verstorbenen, als Präsident des Vereins zurückgetreten ist, stehen die Blau-Gelben überdies ohne Führung da. Auf Gerhard Krisch, seines Zeichens General Manager des Klubs, kommt nun – einen Monat nach seinem Einstand beim Verein – jede Menge Arbeit zu. Dem "Falter" sagte er, dass er sich auf das Worst-Case-Szenario vorbereite. Gelinge nämlich die Suche nach einem neuen Hauptsponsor nicht, drohe der Konkurs.

Katzer: "Spieler glauben an die Vienna"

Für die Spieler ist die Situation auch ziemlich unlustig. Das Transferfenster ist seit 31. Jänner geschlossen. Trainer Hans Kleer hat seine Schützlinge dazu aufgefordert, sich zu entscheiden, ob sie bereit sind, bis Sommer beim Verein zu bleiben und die Saison zu Ende zu spielen. Die meisten Akteure sind diesem Vorschlag nachgekommen, wohl auch aus Mangel an Alternativen. Kapitän Markus Katzer, langjähriger Rapid-Spieler, sagte dem "Falter": "Wir haben gültige Arbeitsverträge, und die Spieler glauben alle an die Vienna." Ein Abschied wäre für ihn nicht infrage gekommen. Der 37-Jährige will seine Karriere auf der Hohen Warte ausklingen lassen, auch wenn die finanziellen Möglichkeiten drastisch nach unten korrigiert werden müssen.

Dabei wollte Kristek mit den Döblingern hoch hinaus. Nach dem Vorbild Hoffenheims sollte der Aufstieg aus der dritten Leistungsstufe in die höchste Spielklasse gelingen. Nun aber geht es für den sechsfachen Meister – der letzte Titel konnte 1955 gefeiert werden – ans Eingemachte. Am 4. März erwartet der SC Ritzing die gebeutelten Döblinger zum Frühjahrsrundenauftakt. (honz, 2.2.2017)