Wohin geht die Reise im Digitalzeitalter? Rudi Schöllers Kompass verspricht analoge Abhilfe.

Foto: Ines Bacher

Wien – Sagen wir so: Die Jungen haben es nicht immer leicht mit diesem Internet. In den unendlichen Weiten von Wikipedia, Fake-News und Zerstreuungsplattformen soll schon so mancher kurz einmal die Orientierung verloren haben.

Das weiß auch Rudi Schöller, der seine Kabarettprogramme für gewöhnlich komplexer anlegt, als seine bekannte Rolle als Diener Vormärz in Wir sind Kaiser vermuten lässt.

In seinem neuen Stück Kompass entführt er sich selbst und eine illustre Schar von Jungunternehmern, die mehr grundeln als gründen, aus einer peinlichen Start-up-Show und schickt sie auf Schatzsuche durch fremde Gewässer.

Nun könnte man böse sein und behaupten, dem mit Anspielungen von James Bond bis zum Abenteuerroman vollgestopften Stück fehle es an Mut zur Entscheidung; doch da ist eine zweite Ebene, in der gerade die Orientierungslosigkeit zur Zeitdiagnose wird.

Ein wenig irrlichternd

Mit dem Kompass von Schöllers Opa, der selbst ein wenig irrlichternd durch die Nachkriegszeit wandelte, heute aber beim Vogerlschauen Erlösung findet, stolpern die jungen Helden von einer skurrilen Begegnung zur nächsten.

Da ist ein Pirat, der wirr-poetisches Zeug zur Titanic II zu sagen hat, ein böser Konzernboss, der die Ausbeutung der Kreativpotenziale anstrebt, und ein Falco-Wiedergänger, der den "digitalen natives und young urban creatives" dazu ein letztes Ständchen singt.

Kaum zu glauben, aber Schöller verknüpft diesen Wahnwitz zu einer letztlich sinnigen Erzählung über fehlende Anker im Digitalzeitalter und die Flucht in eine neue Romantik. Poetisch, surreal und manchmal ein bisschen fad. Aber auch das Internet hat seine Längen. (Stefan Weiss, 3.2.2017)