Nagl vs. Hierzegger

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Graz – Erfrischend wenig politische Rhetorik war zwei Tage vor der Gemeinderatswahl in Graz (kommender Sonntag, 5. Februar) bei einer Art "Elefantenrunde" im Grazer Theater im Bahnhof (TiB) vonseiten der Spitzenkandidierenden der sechs derzeit im Gemeinderat vertretenen Parteien zu hören. Nur SPÖ-Kandidat Michael Ehmann und FPÖ-Stadtchef Mario Eustacchio, schickten Ersatzleute.

Moderiert wurde der Abend von Pia Hierzegger. Das Format der TiB-Serie "Zu Gast" sieht so aus, dass der jeweilige Gast durch Nennung einer Zahl zwischen 1 und 110 aus vorgefertigten Fragen inklusive spontanen Anschlussfragen der Reihe nach eine gestellt bekommt. Dabei geht es selten um Politisches zumeist Privates und gelegentlich auch Intimes – auch und wenn Hierzeggers Gäste diesmal ausschließlich Berufspolitiker waren.

Trotz der Showlänge von dreieinhalb Stunden verlief der Abend kurzweilig. Das Publikum im Bühnensaal des TiB sowie im Internet (die Show war auch als Stream abrufbar) erfuhr unter anderem, dass Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) schon einmal einen Hund zusammengeführt hat, der den Zusammenprall überlebte), FPÖ-Klubchef Matthias Eder an einem Kriminalroman arbeitet, SPÖ-Frauenbeauftragte Alexandra Marak-Fischer niemandem eine Torte ins Gesicht werfen würde ("Ich weiß, wie schwer Tortenbacken ist").

theaterimbahnhof

Grünen-Spitzenkandidatin Tina Wirnsberger gestand dass sie ein "TV-Serienjunkie" ist, und dabei mitunter auch Tränen vergießt. Chef-Pirat Philip Pacanda versuchte glaubhaft zu machen, dass er nicht an Horoskope glaubt, obwohl er sich bezüglich seiner Sternzeichen gut im Bilde zeigte, und KPÖ-Chefin Elke Kahr überraschte das Publikum mit dem Bekenntnis, dass sie gerne ein Bär wäre, denn "der hat ein schönes Leben, außer er wird von einem Jäger erschossen".

Moderatorin Pia Hierzegger hielt über die Gesamtlänge des Fragenmarathons ein hohes Niveau an Feingefühl und moderater Bissigkeit inklusive gelegentlichen Punchlines durch, wobei ihre jeweiligen Partner durchaus bereitwillig mitmachten. Lacher waren im Publikum entsprechend häufig zu hören.

Selten kam Politik ins Spiel. Nach einem Exkurs über die Haustiere von Bürgermeister Nagl – eigener Angabe zufolge 100.000 Staubmilben und zahlreiche Aquariumfische der Art Black Molly (Spitzmaulkärpfling, Poecilia sphenops, Anm.) gelang es Hierzegger durch Nachfragen über den Energieverbrauch des Aquariums die Feststellung anzubringen, dass das von ÖVP, FPÖ und SPÖ vorangetriebene, von den Grünen und der KPÖ gleichermaßen bekämpfte Murkraftwerksprojekt somit quasi für die Fische (des Bürgermeisters) sei.

Musikalisch umrahmt wurde die Show von TiB-Schauspieler Jacob Banigan (Banjo, Stimme) und "The Base"-Frontman Norbert Wally an der Akustikgitarre. (APA, 4.2.2017)