Linz – Gemeinderat? Warum denn nicht? 73 Prozent der österreichischen Wahlberechtigten antworteten bei einer Market-Umfrage im Jänner (n=431), dass sie sich zutrauen würden, einen Sitz in der Gemeindevertretung einzunehmen – die Bewohner von Städten und deren Umlandgemeinden etwas mehr als die Bewohner von kleinstrukturierten Gemeinden, wo jeder jeden kennt. Einen klaren Zusammenhang gibt es zwischen dem Alter der Befragten und ihrem politischen Selbstvertrauen sowie mit dem Geschlecht: Ältere und männliche Befragte sehen sich eher für den Gemeinderatsjob qualifiziert als jüngere.

Market-Studienleiter David Pfarrhofer sieht auch ein politisches Muster: "Die Anhänger von ÖVP und Grünen neigen offenbar mehr zur Selbstkritik." Andere neigen dagegen wohl eher zur Selbstüberschätzung: Neun Prozent der Wahlberechtigten meinen von sich selber, dass sie genug wüssten und können, um die Funktion des Bundeskanzlers auszufüllen.

Ältere sagen entschiedener, was sie nicht können

Pfarrhofer verweist darauf, dass überdurchschnittlich viele junge Menschen und solche, die dem demokratischen System insgesamt skeptisch gegenüberstehen, meinen, dass sie für eine Kanzlerschaft geeignet wären. Pfarrhofer: "Der Politikerjob gilt besonders bei jungen Befragten als leicht, das sieht man daran, dass die Jüngeren viel seltener als die erfahreneren Menschen eindeutig sagen, dass andere den Job besser machen würden."

DER STANDARD ließ fragen: "Ich lese Ihnen nun verschiedene Funktionen vor. Bei welcher dieser Funktionen meinen Sie, dass Sie selber genug wissen und können, um diese Funktion auszuüben – und wo würden Sie sagen, das können andere besser, das traue ich mir selbst nicht zu?"

  • Als Gemeinderat sähen sich nur 20 Prozent überfordert.
  • 64 Prozent trauen sich zu, ein Betriebsratsmandat zu übernehmen, 26 Prozent glauben das nicht (Rest auf 100: weiß nicht, keine Angabe).
  • Gut vier von zehn Befragten fühlen sich für ein Landtagsmandat qualifiziert, 46 Prozent aber nicht. Hier wird besonders deutlich, dass 55 Prozent der Männer sich die Tätigkeit im Landtag vorstellen können, aber nur 33 Prozent der Frauen.
  • 39 Prozent glauben, für den Nationalrat geeignet zu sein, 48 Prozent meinen, dass das andere besser können. Besonders Menschen mit hoher Bildung trauen sich ein Nationalratsmandat zu.
  • Bürgermeister trauen sich 35 Prozent zu, 54 Prozent nicht.
  • Immerhin 31 Prozent glauben, dass sie genug wissen und können, um der Bundesregierung angehören zu können.
  • 29 Prozent glauben, sie würden ihre Sache im Europäischen Parlament gut machen – 57 Prozent glauben das nicht.
  • Jeweils zwölf Prozent trauen sich zu, den Job eines Landeshauptmanns und sogar den des Bundespräsidenten auszufüllen – besonders jene, die mit dem Wahlausgang vom 4. Dezember unzufrieden sind.
  • Neun Prozent der Befragten trauen sich zu, anstelle von Christian Kern Bundeskanzler zu sein. Besonders junge Befragte, Wähler der Freiheitlichen und Personen, die momentan nicht wissen, wen sie wählen würden, schielen auf den Kanzlerjob.
  • Sieben Prozent der Befragten glauben sogar, dem Anforderungsprofil für den Präsidenten der Europäischen Kommission zu entsprechen – 78 Prozent trauen sich das ausdrücklich nicht zu. (Conrad Seidl, 6.2.2017)