Belgrad – Mehr als 20 Jahre nach dem Völkermord im ostbosnischen Srebrenica hat am Montag in Belgrad der Prozess gegen acht mutmaßliche Täter begonnen. Die Anklage legt den Exsonderpolizisten zur Last, für die Ermordung von mehr als 1.300 muslimischen Zivilisten verantwortlich zu sein. Sie hätten die in einer Halle eingesperrten Menschen am 14. Juli 1995 mit Handgranaten und Maschinengewehrsalven umgebracht.

Der Staatsanwalt las zu Beginn der Gerichtsverhandlung die Namen der bisher aus Massengräbern geborgenen Toten einzeln vor. Die Angeklagten, die auf freiem Fuß sind, hatten sich vor dem Prozess als unschuldig bezeichnet. Die Anklage fußt auf zahlreichen geschützten Zeugen, die das Massaker überlebten oder die als Augenzeugen berichten sollen.

Genozid

Am Ende des Bosnienkrieges (1992–95) ermordeten serbische Freischärler und reguläre Soldaten in Srebrenica bis zu 8.000 muslimische Buben und Männer. Internationale Gerichte haben das Massaker als größten Genozid in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet.

Der ehemalige politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, wurde u. a. wegen der Massaker in Srebrenica im März des Vorjahres vom Uno-Kriegsverbrechertribunal (ICTY) in Den Haag in erster Instanz zu einer 40-jährigen Haft verurteilt. Das Urteil gegen den ehemaligen bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladić als mutmaßlichen zweiten Hauptverantwortlichen soll im November 2017 verkündet werden. (APA, 6.2.2017)