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Melissa McCarthy ist schwer im Geschäft und regt Donald Trump auf.

Foto: Richard Shotwell/Invision/AP

Was wären amerikanische Late-Night-Shows ohne Parodien? Kein US-Präsident mitsamt Entourage wurde bisher aber so viel parodiert wie Donald Trump. Jüngstes Ziel aus seinem Team ist Sean Spicer, Sprecher des Weißen Hauses. Für die Sendung Saturday Night Live (SNL) stellte sich Schauspielerin Melissa McCarthy vergangenes Wochenende als jener zum Pressebriefing ans fingierte Pult: laut, aggressiv, den Mund voll Kaugummi und alternativer Fakten. Über 16 Millionen Klicks verzeichnete der Sketch am Youtube-Kanal der seit 1975 laufenden Sendung bei Redaktionsschluss.

Saturday Night Live

Zuschauerzahlen, die für McCarthy längst keine Sensation mehr sind. Bekannt geworden ist die 36-Jährige als Köchin Sookie St. James in Gilmore Girls (2000–2007). Als 2016 eine Neuauflage der Serie gedreht wurde, war ihr Marktwert so explodiert, dass die Produzenten sie sich nur mehr für einen kurzen Auftritt leisten wollten. Seit 2010 geht McCarthys Karriere nämlich ziemlich ab.

Zunächst dank der Serie Mike & Molly, in der sie bis 2016 die eine Hälfte eines gewichtigen Paares spielte. Parallel dazu eroberte die zweifache Mutter, die mit dem Regisseur und Schauspieler Ben Falcone verheiratet ist ("Alles ist irgendwie einfach"), die Leinwand.

So ungewöhnlich dieser Aufstieg scheinen mag – eigentlich ist es das Klischee der treuherzigen "lustigen Dicken", dem McCarthy lange entsprach. Einen Gegenprozess setzte Brautalarm (2011) in Gang – auch darin spielte sie zwar eine "lustige Dicke", doch der Witz wurde schärfer. Die Oscar-Nominierung folgte. Häme musste sie aber einstecken, als sie 2013 in einem weiten Mantel am US-Cover der Modezeitschrift Elle erschien: Sie stehe nicht zu sich selbst, so der Anwurf.

Inzwischen ist Melissa McCarthys Liste an Nominierungen und Preisen so lang wie jene an Rollen. 2015 war sie mit rund 23 Millionen Dollar Einkommen die drittbestverdienende Schauspielerin weltweit. Seither versucht sie sich – wie üblich – auch als Drehbuchautorin und Produzentin. Mit dem Auftritt in SNL kehrt sie aber ein bisschen zurück zu ihren Wurzeln: Gestartet war die Inhaberin der Modelinie Seven7 einst mit Stand-up in New York und Los Angeles.

"Es war eine wirklich lustige Sendung", reagierte der Parodierte, aber McCarthy habe zu viel Kaugummi gekaut. Seinen Chef soll am meisten gestört haben, dass Spicer von einer Frau gespielt worden war – das könnte ihn schwach wirken lassen. Den sozialen Medien gefällt’s. (Michael Wurmitzer, 7.2.2017)