Elemente aus Barock, Gotik und Renaissance weist das Haus in der Wiener Schwertgasse auf.

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Der Dachstuhl, "ein Meisterstück barocker Zimmermannskunst", wie die Mieter sagen, soll verbaut werden.

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Die Häuserzeile inklusive der benachbarten Kirche (nicht im Bild) steht unter Ensembleschutz.

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Wien – Bald ist es genau sechs Jahre her, seit die Mieter des denkmalgeschützten Barockhauses in der Schwertgasse 3 im ersten Bezirk in Wien von den Umbauplänen des Eigentümers erfuhren. Seither protestieren sie dagegen – und erwarten nun deshalb mit Spannung die Ergebnisse eines Gutachtens aus Deutschland.

Die Bestellung des Gutachtens erfolgte Ende vergangenen Jahres, nachdem sich der Kultursprecher der Grünen im Nationalrat, Wolfgang Zinggl, mit einer parlamentarischen Anfrage – zur Rolle des Bundesdenkmalamts sowie der Unesco bei dem Projekt – an Kulturminister Thomas Drozda gewendet und den Fall auch im Kulturausschuss des Parlaments zur Sprache gebracht hatte. Drozda rief Zinggl sowie die Präsidentin des Bundesdenkmalamts, Barbara Neubauer, zu einem Gespräch – und entschied schließlich, ein externes Gutachten zu bestellen.

Ergebnisse in Kürze

Das Gutachten wird laut aktuellen Informationen aus dem Kulturministerium derzeit "finalisiert" und soll in Kürze dem Bundesdenkmalamt vorgelegt werden. Das Amt solle sich dann "selbstverständlich an die Ergebnisse halten", heißt es aus dem Ministerium zum STANDARD.

Hintergrund ist, dass das Haus "Zu den sieben Schwertern" nicht nur seit 1924 zu den ersten denkmalgeschützten Objekten Wiens gehört, sondern auch – gemeinsam mit den Nachbarhäusern und der Kirche Maria am Gestade – unter Ensembleschutz steht: Es wurde in seiner jetzigen Form von 1683 bis 1740 erbaut beziehungsweise barockisiert, weist Elemente aus Gotik und Renaissance auf und ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Für die Mieter steht außer Frage, dass das so bleiben soll.

Instandhaltung finanziert

Drei Jahrzehnte lang hätten sie jeweils das Zehnfache ihres Mietzinses in einen Reparaturfonds eingezahlt, um die Instandhaltung zu finanzieren. Einige der Mieter leben seit Jahrzehnten oder seit ihrer Geburt in der Schwertgasse 3. Sie erzählen mit Stolz von den baulichen Details und der Geschichte des Objekts.

Die Umbaupläne bezeichnen sie als "Zerstörung für kurzfristigen Profit". Der alte Dachstuhl des Hauses, im Eigentum einer Stiftung des ehemaligen Palmers-Chefs Rudolf Humer, soll umgebaut werden: Balken sollen entfernt und Strahlträger eingebaut werden sowie das Objekt insgesamt höher werden, um zusätzliche Wohnungen sowie eine Dachterrasse unterzubringen. Im Hof soll ein Lift installiert werden.

Baupolizei erteilte Baubewilligung

Die aktuellen Baupläne wurden 2016 eingereicht, nachdem die vorherigen im Frühjahr 2015 vom Bauausschuss des Bezirks abgewiesen wurden. Diesmal müssen sie gar nicht erst im Bezirk verhandelt werden; dort landen sie nur, wenn Ausnahmegenehmigungen notwendig sind. Die Baupolizei (MA 37) erteilte heuer im Jänner die Baubewilligung. Der Startschuss kann aber erst fallen, wenn auch das Bundesdenkmalamt zustimmt – womit wir wieder bei dem aktuell erwarteten Gutachten aus Deutschland wären.

Die Mieter befürchten, dass das Bundesdenkmalamt trotz einer negativen Stellungnahme sein Okay geben könnte. Denn es habe sich auch bisher "aktiv darum bemüht, das Projekt entgegen den Denkmalschutzrichtlinien durchzubringen" – ein Vorwurf, der seit Jahren im Raum steht. Eine Stellungnahme aus dem Bundesdenkmalamt stand für den STANDARD bis Redaktionsschluss aus.

Unesco zeigt Interesse

Das Barockhaus interessiert auch das Unesco-Welterbekomitee: Wie aus der Beantwortung auf Zinggls parlamentarische Anfrage hervorgeht, gab es zwei Anfragen aus Paris. Aus dem Kulturministerium heißt es, dass die Schwertgasse in die Stellungnahme zur Neugestaltung des Heumarkt-Areals eingeflossen sei. Diese kam vor wenigen Tagen bei der Unesco an. Eine Reaktion wird im Frühsommer 2017 erwartet.

Der Streit um das Haus regte zudem ein Forschungsprojekt an: Seit 2015 werden die Dachstühle in der Innenstadt katalogisiert. (Christa Minkin, 10.2.2017)