Wien/Warschau – Eine geplante Ausstellung der in Wien lebenden, polnischen Künstlerin Monika Piorkowska am Polnischen Institut in Wien wurde aufgrund politischer Unvereinbarkeit abgesagt. Man wolle kein Ort für Veranstaltungen sein, die der Kritik der politischen Lage oder "als Quelle der Entzweiung" dienen, hieß es in einem der APA übermittelten Statement des Instituts.

In ihrem sozialkritischen Zyklus "Time Gates" rückt Piorkowska Randexistenzen in Form von persönlichen, aber über die Person hinausgehenden Porträts in den Mittelpunkt und thematisiert indirekt auch die internationale Demokratiegefährdung durch den Rechtspopulismus. Die aktuelle politische Situation in Polen werde mittels Anspielungen als "kritische Hommage an ihre Heimat" gestreift, wie es in einem Text von Kuratorin Angela Stief heißt. Für das polnische Institut war das unerwünscht.

Aufgrund der diplomatischen Funktion dürfe man kein Ort sein, an dem Kritik an der Politik anderer Staaten geübt werde. "Darunter fällt auch die politische Lage in Österreich. Diese wird u.a. expressis verbis in dem von der Kuratorin vorbereiteten Text konstatiert", so Institutsdirektor Rafal Sobzcak in einer Stellungnahme. Tatsächlich kommt die Situation in Österreich in dem der APA vorliegenden Text nur sehr am Rande in einer Aufzählung vor – im Bezug auf den Präsidentschaftswahlkampf.

Keine "Quelle der Entzweiung"

Darüber hinaus argumentiert Sobczak, dass sein Haus nicht "als Quelle der Entzweiung unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen dienen" dürfe, "darunter auch der in Wien lebenden Polen. Die Tätigkeit des Polnischen Instituts darf außerdem nicht zur Verletzung bzw. Beeinträchtigung religiöser Gefühle jeglicher Glaubensgruppen führen". Dass er gegenüber der Künstlerin weitere Ausschlusskriterien wie Gender, Homosexualität, soziale Kritik, religiöse oder politische Themen genannt habe, wollte Sobzcak gegenüber der APA nicht bestätigen. "Ich wiederhole, dass wir die Freiheit der Künstler zur privaten Meinung zu schätzen wissen", so Sobzcak.

Für den Grünen Kultursprecher Wolfgang Zinggl ist das Vorgehen "ein Anschlag der rechtspopulistischen Regierung Polens auf die künstlerische Freiheit, wie er jetzt Österreich erreicht", hielt er in einer Aussendung fest. Gleichzeitig forderte er den österreichischen Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) auf, "eine entsprechende Stellungnahme abzugeben und gegenüber dem Europäischen Rat auf die traurige Entwicklung aufmerksam zu machen".

Angebot von Ateliertheater

Während Zinggl vorschlägt, die Arbeit der Künstlerin am Österreichischen Kulturforum in Warschau zu zeigen, hat sich auch in Wien bereits ein neues Angebot aufgetan. Aleksandra Andrejewna, Leiterin des Ateliertheaters und gebürtige Polin, zeigte sich von der Haltung des Instituts "zutiefst enttäuscht und doch nicht überrascht". Sie wäre "stolz, diese Ausstellung im Ateliertheater zu präsentieren, als ein persönliches Statement gegen die wachsende Homophobie in Polen sowie den politischen Maulkorb für die Kunst!"

Erst im vergangenen Dezember hatte die plötzliche Abberufung von Katarzyna Wielga-Skolimowska als Leiterin des Polnischen Instituts Berlin durch die Regierung in Warschau für herbe Kritik der deutschen Öffentlichkeit gesorgt. Die renommierte Kulturmanagerin war der vom polnischen Außenministerium angekündigten "Neuausrichtung" der polnischen Kulturinstitute zum Opfer gefallen.

Die Ausstellung "Time Gates" von Piorkowska hätte am 23. Februar eröffnen sollen. Statt dessen wird nun die Schau "The Best Polish Illustrators" bis April verlängert. (APA, 9.2.2017)