Peter Bogner, Direktor der Kiesler Stiftung in Wien, hat beim Wohnen ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis. Trotzdem gefallen ihm in seiner Altbauwohnung in Wien-Mariahilf Möbel mit Kratzern und Schrammen.

"Ich bin ein Freund von harmonischen Farben. Ich bin in einem Job zu Hause, der viele Farben, viele Kontraste, viele optische Eindrücke mit sich bringt, und wenn ich am Abend heimkomme, dann sehne ich mich nach einer gewissen visuellen Ruhe. Daher umgebe ich mich in meinen eigenen vier Wänden gerne mit Warmem und Wohnlichem – mit Nuss, mit Kirsche, mit Bildern, mit Teppichen, mit allerhand Biedermeier.

"Ich brauche diese Harmonie. Vielleicht bin ich da wirklich etwas biedermeierlich in meiner Gesinnung." Peter Bogner in seinem Wohnzimmer in Wien-Mariahilf.
Foto: Lisi Specht

Und ja, ich muss gestehen, es würde mich stören, wenn hier plötzlich ein Mahagonimöbel stehen würde. Das würde farblich nicht passen. Auch ein knallgelber Schrank wäre mit meinem Harmoniebedürfnis nicht wirklich vereinbar.

Manche fragen mich: 'Was war zuerst? Die Möbel oder die Bilder?' Tatsächlich waren die Möbel zuerst da. Die hatte ich auch schon in meiner alten Wohnung am Brunnenmarkt. Passend dazu hatte ich damals – über viele, viele Jahre – die Kunstwerke ausgesucht. Die Wohnung war klein, der Platz war enden wollend. Während die Bilder dort extrem dicht, fast schon in einer St. Petersburger Hängung gehangen sind, haben sie hier ausreichend Platz, um sich zu entfalten.

Fotos: Lisi Specht

So wie auch ich. Die Wohnung hat 85 Quadratmeter und liegt im obersten Stock eines wunderschönen Hauses, gleich bei der Fillgrader Stiege im sechsten Bezirk. Schon als junger Student wollte ich unbedingt in dieser Gegend hier wohnen. Damals war Gumpendorf noch recht trostlos – mit leerstehenden Geschäftslokalen und ebenso leerstehenden Wohnungen.

Leider hat das damals nicht geklappt. Aber jetzt! Gefunden habe ich die Wohnung vor sechs Jahren, und zwar rein durch Zufall, nachdem ich über einige Ecken erfahren habe, dass hier eine Wohnung frei geworden ist, weil der Bewohner nach London übersiedelt ist.

Die Lage ist für mich ideal. Egal, ob damals Künstlerhaus oder heute Kiesler Stiftung: Ich bin innerhalb von ein paar Minuten an meinem Arbeitsplatz. Es ist ein kurzer, aber schöner Spaziergang dorthin.

Fotos: Lisi Specht

Ich genieße die Energie in diesem Grätzel, die neuen Shops, die coolen Greißler, die multiethnischen Restaurants, die unzähligen Friseure mit ihren eigenartigen Namen rundherum. Es ist ein Stückchen Stadt, das vor Leben strotzt. Es ist alles da, was man im Alltag und zum mentalen Genuss braucht oder zu brauchen glaubt.

Die Wohnung war in einem sehr guten Zustand, als ich sie übernommen habe. So gut, dass ich sogar die Vorhänge vom Vormieter übernommen habe. Das ist eine schöne, unkonventionelle Lösung mit Stahlseilen und Ringen. Bei den Möbeln handelt es sich großteils um irgendwelche Funde in Fabriken, auf Flohmärkten und bei Altwarentandlern.

Ich mag die Patina, und es gibt kein Möbelstück ohne Kratzer und Schrammen. Das gehört einfach dazu. Das sind Zeugnisse der Zeit. Niemals würde ich die wegrenovieren. Damit würde man die Seele und Geschichte umbringen.

Wenn ich mir ein neues Kunstwerk oder Möbel zulege, dann muss es sich ins Gesamtensemble fügen, dann muss es Teil des Ganzen sein können. Vielleicht bin ich da wirklich etwas biedermeierlich in meiner Gesinnung. Ja, ich brauche diese Harmonie. Diese Ruhe, diese Stimmigkeit, diese Nichtablenkung von meiner Konzentration sorgt dafür, dass ich die Wohnung wie ein Aufladegerät nutzen kann. Hier kann ich meine Batterien zu 99 Prozent aufladen. Für das letzte Prozent fehlt mir noch ein Klopfbalkon." (13.2.2017)