Die österreichischen Filmpreise wurden verliehen, Branko Samarovski hat jenen für den besten Nebendarsteller für die Rolle des Totenaufschneiders Max Witt in "Nebel im August" bekommen. Diese Rolle im Euthanasiedrama ist ihm garantiert nicht leichtgefallen. Ich sah ihn oft in unserem gemeinsamen Stammlokal mit seinen Texten sitzen, und mehr als einmal war er den Tränen nahe. Jedes Mal, wenn wir darüber sprachen, stockte ihm mehrmals die Stimme.

Weil es um unglaublich perfide Grausamkeit ging, mit der hilflose Kinder möglichst unauffällig umgebracht wurden, so wissenschaftlich fundiert, medizinisch gut geplant und reibungslos, wie ein sehr leises Uhrwerk arbeitet: Ein Rädchen griff still ins nächste, mit jeder Drehung war eine weitere Ausweglosigkeit lege artis beschlossen, eingeleitet, durchgeführt.

Der kleine tragische Held hat keine Chance gegen dieses Räderwerk menschenverachtender Macht, obwohl er mit all seiner Kraft dagegen aufbegehrt: Der Einzelne kann diesen Kampf nicht gewinnen. Schon gar nicht, indem er offen und laut den Mördern die Stirn bietet.

In seiner Dankesrede erwähnte Samarovski "sogenannte" Mitläufer, denen er seinen Preis widmen würde. Vielleicht war dieser Ausdruck unklar gewählt, vielleicht lag es an seiner Ergriffenheit, vielleicht an der Trauer, die er selbst noch während der Dreharbeiten empfunden hatte: Jene Mitläufer, die schweigend diese Ermordungen geduldet hatten, so wie viele Mitläufer durch ihr Stillhalten den Holocaust ermöglicht hatten, waren jedenfalls mit Sicherheit nicht gemeint.

Samarovski meint nicht diese Art von Menschen, sondern jene unauffälligen Parallel-zum-System-Nebenherläufer, die Widerstand leisteten, jeder für sich, im Stillen und Geheimen. Jene, die Juden bei sich versteckt hielten, aber nach außen hin Regimeanhänger mimten. Die den Opfern Würde und, wenn es hart auf hart ging, wenigstens die letzte Würde wiederzugeben versuchten. (Julya Rabinowich, 11.2.2017)