Ein Forstarbeiter zersägt eine umgefallene Esche im Auwald.

Foto: Stift Klosterneuburg

Korneuburg/Wien – Als könnten Bäume in Ohnmacht fallen. So wirkt, was sich derzeit in Österreichs Auwäldern abspielt. Ein Schlauchpilz namens Falsches Weißes Stängelbecherchen befällt und schwächt die Eschen. Hallimasch-Pilze haben dann an Wurzeln und Wurzelstock ein leichtes Spiel. Befallene Bäume können in der Folge ohne Vorwarnung, ohne Windstoß umfallen.

Wegen dieser Gefahr werden Eschen nun weitflächig gerodet – beispielsweise im Auwald im Bezirk Korneuburg, wie auch von der Donauuferautobahn aus zu sehen ist. Die Bezirkshauptmannschaft dort schrieb Waldbesitzern schon Ende November, dass das Absterben der Esche "gefahrbringendes Ausmaß und Tempo erreicht" habe und empfahl "dringend, Exemplare vor allem entlang von Wegen aufzuarbeiten und sodann auch in den Beständen" zu fällen.

Auwälder "massiv betroffen"

"Grundsätzlich ist jeder im Wald für sich selbst verantwortlich, aber bei Forststraßen und ausgewiesenen Wegen müssen Wegerhalter Gefahren vermeiden", sagt Bernhard Budil, Generalsekretär der Land- und Forstbetriebe Österreich. Man fälle daher entlang der Wege und "in den Flächen, in denen es besonders schlimm ist". Sämtliche heimische Auwälder seien "massiv betroffen". Zwar ist das Eschentriebsterben seit 2007 in Österreich bekannt, nun hat die Verbreitung des eingeschleppten Pilzes aber besonderes Ausmaß erreicht.

Budil versucht, zu beruhigen: Dort, wo man jetzt Bäume fällt, werde wieder etwas wachsen – ob durch Naturverjüngung oder Aufforstung. "In drei bis fünf Jahren ist es dort wieder bewaldet." Doch das Bild werde sich ändern: vom alten Auwald zum Jungwald.

Eschen, die bis zu 300 Jahre alt werden und deren Stamm auf bis zu zwei Metern Dicke anwächst, mögen feuchte Böden. Etwa jeder zweite Baum im Korneuburger Auwald ist eine Esche.

Weniger feucht, weniger Pilz

Einer der betroffenen Waldbesitzer ist das Stift Klosterneuburg. Das Stift besitzt in der Au bei Korneuburg, aber auch bei Klosterneuburg Flächen. Bei Klosterneuburg sei der Pilz weit weniger verbreitet. "Dort ist die Au weniger feucht, das Wasser steht weniger hoch", sagt ein Stiftssprecher. Ob das Stift im Frühjahr auf Rodungsflächen wieder Eschen nachpflanzt, sei noch unklar. Mitte März werde man mit der BH entscheiden, wie es weitergeht.

"Etliche Waldbesitzer werden auch weiterhin Esche pflanzen, aber nicht in dem Ausmaß", meint Budil. Sie könnten sich etwa mehr für die Schwarzpappel, Weide, Erle oder in trockeneren Auwäldern auch die Eiche entscheiden. Am gesamten Waldbestand mache die Esche in Österreich etwa drei Prozent aus.

Resistente Exemplare

Und es gibt auch durchaus Exemplare in betroffenen Gebieten, die nicht befallen sind. Das Bundesforschungszentrum für Wald bittet Waldbesitzer im Zuge des Forschungsprojekts "Esche in Not", Zweige resistenter Bäume einzuschicken, um neues Saatgut zu entwickeln – der STANDARD berichtete. Gelingt dies nicht, steht die Zukunft der Esche in Österreich, so hört man, infrage.

Auch die nahe Zukunft ist noch ungewiss: Die Sperren der Auwälder gelten vorerst bis Ende April. Ob eine Verlängerung nötig wird, wagt Budil nicht abzuschätzen: "Im Einzelfall wird es vielleicht weitere Sperren geben", sagt er – und fügt hinzu: "Die große Gefahr, dass halb Österreich gesperrt wird, ist aber nicht vorhanden." (Gudrun Springer, 11.2.2017)