Rio de Janeiro – In Brasilien haben sich Polizeistreiks vom kleinen Bundesstaat Espirito Santo im Südosten des Landes auf den Nachbarstaat Rio de Janeiro ausgedehnt. Weil die Verfassung den Polizisten Arbeitsniederlegungen oder Beteiligung an Demonstrationen untersagt, blockierten stattdessen Familienangehörige und andere Unterstützer am Freitag laut Medien fünf von hundert Polizeiquartieren des Bundesstaats.

Die Polizisten machten keine Anstalten, ihre blockierten Quartiere zu verlassen. Vor 27 Polizeiwachen fanden friedliche Kundgebungen statt, wie die Polizei mitteilte. Die Polizisten protestieren dagegen, dass ihnen seit längerer Zeit keine Gehälter ausgezahlt wurden. Außerdem fordern sie mehr Lohn, die Bezahlung von Überstunden während der Olympischen Spiele im vergangenen Jahr, bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Ausrüstung. Ein Polizeisprecher sagte, in der Stadt Rio de Janeiro laufe die Polizeiarbeit zu "95 Prozent" normal.

Dagegen hatten Streiks und Blockaden im benachbarten Bundesstaat Espirito Santo zu chaotischen Zuständen geführt. Weil Polizeistreifen ausfielen, häuften sich Medienberichten zufolge die Straftaten und Gewaltverbrechen. Die brasilianische Regierung beorderte hunderte Soldaten unter anderem in die an der Küste gelegene Hauptstadt des Bundesstaats, Vitoria. Dennoch gab es nach Angaben der Polizeigewerkschaft seit dem vergangenen Wochenende mehr als 120 Tote.

Verhandlungen zwischen Angehörigen der Polizisten und der Regierung von Espirito Santo scheiterten am Donnerstag. Wegen großer Finanzprobleme erklärt sich die Regierung des Bundesstaats außerstande, den Polizisten eine Gehaltserhöhung zu gewähren. (APA, 10.2.2017)