Beim Führungstreffer der Rapidler durch Giorgi Kvilitaia konnte Austrias Abwehrchef Lukas Rotpuller nichts ausrichten. In der letzten Minute der Nachspielzeit sorgte er aber für den Punkt der Gastgeber.

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Pressekonferenz nach dem Spiel.

SK Rapid Wien

Wien – Rapids Trainer Damir Canadi suchte in der Vorbereitung nach "Lösungen", gefunden hat er logischerweise elf Spieler, die am Sonntagnachmittag das 320. Wiener Derby gegen die Austria bestreiten durften oder auch mussten. Schließlich sind die Violetten tabellarisch gesehen weitaus besser dran, sie haben zehn Punkte Vorsprung auf die Grünen. Eine Niederlage wäre für Rapid ein Desaster, die endgültige Ankunft im Niemandsland gewesen. Gastgeber Austria brannte jedenfalls laut Trainer Thorsten Fink auf die Partie, zumal die Vorbereitung völlig unfallfrei verlaufen ist.

Das Happel-Stadion war praktisch bis zum Rande leer (15.600 Zuschauer), das Land steckt noch im fußballerischen Winterschlaf. Ein Derby schreit aber förmlich zu jeder Jahreszeit nach Dummheiten, Stunden vor Anpfiff entdeckte die Polizei Autos, in die Sturmhauben, Quarzsand-Handschuhe, Handfackeln, Böller und Golfschläger gepackt waren. Speziell Rapid-Fans konnten trotzdem diverse Brandsätze ins Stadion schmuggeln und zünden, diese Unsitten vermag nicht einmal Donald Trump abzustellen, zumindest hat er diesbezüglich noch nichts getwittert.

Überraschungen

Rapid trat im von Canadi verordneten 3-5-2-Sytem an, es gab aber doch einige überraschende Personalien. Tobias Knoflach hütete das Tor, Andreas Kuen werkte links im breiten Mittelfeld, Stephan Auer in der schmalen Vereidigung. Louis Schaub wurde neben Giorgi Kvilitaia in den Sturm gestellt, der Brasilianer Joelinton dafür ins Mittelfeld zurückbeordert. Stefan Schwab gab nach seinem Knöchelbruch ein Comeback, Steffen Hofmann drückte fast schon traditionell die Bank.

Die Austria verzichtete auf Experimente, das 4-2-3-1-System ist fast schon in der Gründungsurkunde verankert. Es entwickelte sich eine durchaus engagierte, aber vom spielerischen Niveau her durchwachsene, wenn nicht gar befreite Partie. Die Austria wartete ab, sie musste ja nicht unbedingt. Rapid versuchte immerhin gefährlich zu werden, der laufstarke Kuen hatte Freiheiten, er nutzte sie aber zunächst nur optisch. Dem Torerfolg relativ nähergekommen ist die Austria, Christopher Dibon bremste im letzten Moment den durchbrechenden Olarenwaju Kayode (27.). Fazit der ersten Halbzeit: Wo der Wille ist, muss kein Weg sein.

Die Faust und Rotpuller

Nach der Pause hat ihn, den Weg, zunächst Rapid gefunden. 55. Minute: Kuen, wer sonst, flankt präzise zu Mitte, Kvilitaia schraubt sich in die Höhe, Austrias Verteidiger Petar Filipovic ist vermutlich angenagelt, der Georgier köpfelt aus rund sieben Metern wuchtig das 0:1. Und Canadi ballte die Faust. Thomas Murg ersetzte Schaub, der den Beweis, als zentraler Stürmer verwendbar sein, nur selten liefern konnte (63.). Die Austria wirkte geschockt, übernahm aber nach Joelintons Ausschluss (66.) in Überzahl das Kommando. 94. Minute: Lukas Rotpuller erzielt das nicht unverdiente 1:1. Aufgrund dieses Funken verharrt Rapid weiterhin im Niemandsland. (Christian Hackl, 12.2.2017)

Bundesliga, 21. Runde, Sonntag

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 1:1 (0:0)
Ernst-Happel-Stadion, 15.600 Zuschauer, SR M. Schüttengruber

Torfolge:
0:1 (55.) Kvilitaia
1:1 (94.) Rotpuller

Austria: Hadzikic – Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko – Serbest, Holzhauser (76. Prokop) – Venuto (68. Tajouri), A. Grünwald, Pires – Kayode (82. Friesenbichler)

Rapid: Knoflach – Auer (91. Schößwendter), Sonnleitner, Dibon – Pavelic, Grahovac, Schwab, Joelinton, Kuen – Schaub (63. Murg), Kvilitaia (70. Okungbowa)

Gelb-rote Karte: Joelinton (66./wiederholtes Foulspiel)

Gelbe Karten: keine