Viele Serben halten die Unabhängigkeit des Kosovo aber bis heute für Unrecht.

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Belgrad/Prishtina – Eine große Mehrheit der Bürger Serbiens – 73 Prozent – würde nie mehr für den Kosovo in den Krieg ziehen. Dies berichtete heute, Montag, der staatliche Sender RTS unter Berufung auf die Ergebnisse einer in der ersten Jännerhälfte durchgeführten Meinungsumfrage. Nur zehn Prozent der Befragten würden den Krieg unterstützen, zeigte die Umfrage.

Präsident Tomislav Nikolić hat erst kürzlich mit einem Armeeeinsatz im Kosovo gedroht und gesagt, dass er sich selbst daran beteiligen würde. Das mehrheitlich von Albanern bewohnte Gebiet war im Jahr 1999 infolge einer Nato-Intervention zum Schutz der Zivilbevölkerung unter internationale Verwaltung gestellt worden. Im Jahr 2008 proklamierte der Kosovo mit Unterstützung führender westlicher Staaten einseitig seine Unabhängigkeit von Belgrad.

Neue Spannungen

Die Spannungen zwischen Belgrad und Prishtina waren Anfang des Jahres stark angestiegen, zuerst durch die Festnahme des kosovarischen Oppositionspolitikers Ramush Haradinaj in Frankreich. Belgrad wirft dem ehemaligen Ministerpräsidenten Kriegsverbrechen vor. Daraufhin sorgte eine mit Prishtina nicht vereinbarte Zugfahrt zwischen Belgrad und dem nordkosovarischen Mitrovica für eine weitere Zuspitzung. Der mit der Aufschrift "Kosovo ist Serbien" in gut ein Dutzend Sprachen bemalte Zug blieb wenige Kilometer von der Grenze entfernt stehen, nachdem klar wurde, dass die kosovarischen Behörden seine Weiterfahrt mit Gewalt verhindern würden.

Laut der Umfrage kann Nikolić nicht einmal auf die Unterstützung seiner Parteifreunde zählen. Demnach sind 70,6 Prozent der Anhänger der regierenden Serbischen Fortschrittspartei (SNS) gegen jegliche bewaffnete Auseinandersetzung mit Prishtina. Beobachter sehen die nationalistischen Töne des Präsidenten im Zusammenhang mit seinen Bemühungen, sich eine zweite Amtszeit als serbischer Präsident zu sichern. Allerdings ist bisher unklar, ob ihn seine Partei neuerlich aufstellen wird. Gerüchte, wonach SNS-Chef und Ministerpräsident Aleksandar Vučić seinen Hut in den Ring werfen könnte, um sich Nikolić' zu entledigen, halten sich hartnäckig.