Wien/Zürich – Die projektierte Aufstockung des Winterthur-Gebäudes zwischen Wien Museum und Karlskirche sorgt seit längerem für Diskussionen. Nun sorgt ein Vorstoß von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) für rege Debatten auch in der Stadtregierung. Denn der Stadtchef hatte in einem Interview mit "Österreich" (Sonntagsausgabe) vorgeschlagen, den Bau zu kaufen und dem Wien Museum zur Verfügung zu stellen.

Das Winterthur-Gebäude ist derzeit im Besitz der Zurich-Versicherung. Als Reaktion auf den geplanten Dachausbau des Wien Museums beschloss das Unternehmen, ihr 1971 errichtetes Haus des Architekten Georg Lippert zu sanieren und um zwei Etagen und ein Staffelgeschoß aufzustocken. Künstler und Architekten kritisierten das Vorhaben und fürchteten um das Erscheinungsbild der barocken Karlskirche.

Häupl goss nun weiter Öl ins Feuer. Eine Versicherung wie die Zurich könne "ihr Gebäude überall in Wien aufstellen", sagte er im Interview: "Das muss nicht am Karlsplatz sein. Würde die Stadt der Versicherung den Grund ablösen, könnte man in einem völlig neuen Projekt das Wien Museum so erweitern, wie es ohnehin eigentlich notwendig wäre", deponierte der Stadtchef seine "ganz andere Idee als die bisher diskutierten".

Überraschung

Nicht nur bei der Zurich Versicherung hat man sich am Montag einigermaßen überrascht über die Kauf-Idee von Bürgermeister Häupl gezeigt. "Es hat bis dato weder Gespräche über ein Kaufangebot der Stadt Wien noch ein Kaufangebot der Stadt Wien selbst (...) gegeben", stellte das Unternehmen in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA klar.

Der Vorschlag überrascht aber auch deshalb, als die Planungen für die Erweiterung des Museums seit Jahren laufen, mittels Architekturwettbewerb bereits das Siegerprojekt gekürt wurde und seit geraumer Zeit an der konkreten Umsetzung getüftelt wird. Derzeit läuft das Flächenwidmungsverfahren. Somit zeigt man sich im Büro von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) nicht allzu begeistert.

Zwar würden sich durch eine Übernahme des Winterthur-Gebäudes "neue Spielräume" eröffnen – aber: "Wäre dieser Vorstoß zum richtigen Zeitpunkt gekommen – zu Beginn des Vorhabens – hätten diese Spielräume genutzt werden können. Das hätte auch keine finanziellen Implikationen gehabt. Nun sind allerdings sowohl beim Kulturressort bereits umfangreiche Wettbewerbs- und Planungskosten angefallen, ebenso bei der Zurich-Versicherung."

Man gehe davon aus, dass der Vorstoß u.a. mit Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und der Versicherung als jetzigem Eigentümer abgesprochen und damit auch die Finanzierung gewährleistet sei, heißt es aus Vassilakous Büro.

Zurückhaltung beim Kulturstadtrat

Im Büro Mailath-Pokorny zeigte man sich auf APA-Anfrage am Montag einigermaßen zurückhaltend. "Aus Sicht des Kulturressorts geht es vorrangig um die Umsetzung des Wien Museums Neu. Selbstverständlich wäre eine Freistellung des Wien Museums wünschenswert. Ob und wie die dafür notwendigen organisatorischen und städtebaulichen Voraussetzungen geschaffen werden können und ob der Eigentümer das wollen würde, kann aus Sicht des Kulturressorts nicht beurteilt werden und das ist auch nicht seine Aufgabe", so das knappe Statement. Beim Versicherungsunternehmen selbst gab es auf APA-Anfrage vorerst noch keine Reaktion.

Die Opposition zeigte sich von Häupls Idee jedenfalls durchaus angetan. FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus sprach von einem "gangbaren Weg" für seine Partei. Denn immerhin würden die Blauen seit jeher "gegen das Glasmonster" kämpfen, teilte er per Aussendung mit. Ähnlich die Meinung von Johannes Pasquali, Bezirksparteiobmann der ÖVP Wieden, der nun ein "völlig neues und ganzheitliches Gesamtkonzept" für den Karlsplatz fordert. (APA, 13.2.2017)