In den Wiener Volksschulen ist die Zahl an Flüchtlingskindern zwischen Februar und Ende Oktober 2016 um rund 70 Prozent gestiegen. Auch in der Neuen Mittelschule kam es zu einem Zuwachs, hier stieg die Zahl um etwa 45 Prozent. Reine Flüchtlingsklassen sind dafür weniger geworden.

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Wien – Die Bundeshauptstadt hat mit einem Zuwachs an schulpflichtigen Flüchtlingskindern zu kämpfen. So geht aus einer Anfragebeantwortung, die die Wiener Neos Ende vergangenen Jahres an Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) gestellt haben, hervor, dass sich die Anzahl der Flüchtlingskinder in Wiens Schulen zwischen Februar und November 2016 um rund 50 Prozent gesteigert hat. Besuchten Anfang des vergangenen Jahres noch 2.278 Kinder eine Wiener Volks-, Haupt- oder eine Neue Mittelschule, waren es Ende Oktober bereits 3.645.

Drastisch ist der Anstieg in den Volksschulen: Hier stieg die Zahl von 1.332 Kindern um rund 70 Prozent auf 2.274 Schüler. Der Großteil von ihnen (1.081 Flüchtlingskinder) kommt dabei aus Syrien, gefolgt von jenen aus Afghanistan (474 Schüler), wie die Stadtregierung auflistet. In der Neuen Mittelschule ist ein Zuwachs von 946 Kindern auf 1.380 – und damit um 45 Prozent – zu verzeichnen. 136 Kinder besuchten Ende Oktober eine AHS-Unterstufe, ein Vergleich ist mangels Auflistung vom Jahresbeginn hier nicht möglich.

Insgesamt besuchen in Wien 99.915 Schüler eine Pflichtschule. 65.534 Kinder sind in einer Volksschule.

"Die Zahlen zeigen, dass den Schulen die notwendigen Ressourcen gegeben werden müssen, um die Integrationsarbeit zu leisten", kommentiert Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger die Anfragebeantwortung Häupls, die dem STANDARD vorliegt. Konkret müsse das Verwaltungspersonal aufgestockt werden, heißt es von den Neos. Pädagogen und Zusatzlehrer seien zu sehr mit der Bürokratie in den Schulen belastet. "Würde der Verwaltungsaufwand wegfallen, hätten die Lehrer schon erheblich mehr Zeit und Energie für die Kinder." Denn bis auf wenige Ausnahmen (wie etwa ganztägige Schulen) verfügen allgemeinbildende Pflichtschulen derzeit über kein administratives Personal.

Mehr Sozialarbeiter bis 2020

Zwar stehen für die Integration der schulpflichtigen Flüchtlingskinder und als begleitende pädagogische Maßnahmen durch den Integrationstopf II im aktuellen Schuljahr 2016/2017 weitere 325 Vollzeitbeschäftigungsäquivalente zur Verfügung, der Bereich der Schulsozialarbeiter umfasste bis Ende Oktober hingegen nur 27 Personen. Zudem sind seit Mai 2016 sechs mobile Teams – bestehend aus einem Sozialarbeiter, einem Psychologen und einem Sozialpädagogen – in Wien im Einsatz, die die Integration von Flüchtlingskindern unterstützen sollen. Jedes Team ist für mehrere Standorte zuständig.

Mit dem Integrationspaket der Bundesregierung wurden weitere 40 Schulsozialarbeiter zugesagt. Das Wiener Pendant dazu, die im rot-grünen Koalitionsabkommen vom November 2015 vereinbarten 100 Stellen, seien hingegen für die gesamte Periode geplant worden. Erst bis 2020 sollen sie, wie der Stadtschulrat für Bildung und Integration, Jürgen Czernohorszky, im Interview mit dem STANDARD erklärte, "schrittweise" eingestellt werden. Das geht den Pinken jedoch zu langsam. Die Stadtregierung müsse Schulpsychologen und -sozialarbeiter "rascher aufstocken". Die Kräfte seien "wichtig für die Integrations- und Förderanstrengungen der Schulen".

Weniger Flüchtlingsklassen

Reduziert haben sich hingegen die Kinder in den "Neu-in-Wien-Klassen". Die Flüchtlingsklassen wurden für Kinder eröffnet, für die eine Beschulung in Regelklassen nicht möglich ist. Der inhaltliche Fokus liegt bei ihnen auf der Alphabetisierung und des Kennenlernens der deutschen Sprache und des neuen Lebensumfeldes. Von 213 Schülern sank die Zahl auf 105 Kinder in den speziellen Klassen. Nur noch fünf der Flüchtlingsklassen starteten im September ins aktuelle Schuljahr.

Bei den nicht mehr schulpflichtigen, minderjährigen Flüchtlingen in Berufsschulen gingen die Zahlen ebenfalls zurück: von 139 minderjährigen Flüchtlingen auf nur noch 52. (Oona Kroisleitner, 14.2.2017)