EU-Ratspräsident Donald Tusk bezeichnete den Wahlsieg Alexander Van der Bellens als "Hoffnung für Millionen". Wenn er damit gemeint hat, dass es einer Ho-ruck-Koalition von Sozialdemokraten, liberalen Bürgerlichen, Grünen und vor allem vieler zivilgesellschaftlicher Initiativen bedurft hatte, um einen europafeindlichen Rechtspopulisten 54 zu 46 Prozent zu besiegen, dann hat er recht.

Allerdings war es doch eine Zeitlang eine Zitterpartie. Und wenn der Wahlkampf aus bekannten Gründen nicht so lange gedauert hätte und man in dieser Zeitspanne Norbert Hofer doch etwas besser kennengelernt hätte – wer weiß, wie die Sache letztlich ausgegangen wäre. Inzwischen zittert man in Frankreich vor einem Sieg der extremen Rechtspopulistin Marine Le Pen und in den Niederlanden vor einem Sieg des geistesverwandten Geert Wilders, der den Islam für "gefährlicher als den Nationalsozialismus" hält.

Weit gebracht, Europa. Aber es hilft nichts, jenes Europa, das sich noch seinen Verstand bewahrt hat, wird kämpfen müssen. Die Europafeinde haben ja nirgends die Mehrheit in der Bevölkerung, aber es kann passieren, dass in einem Klima des Protestes die Wähler aus den Augen verlieren, was sie da aufs Spiel setzen und was sie sich da gegebenenfalls einhandeln.

Genau das ist nämlich – ermöglicht durch das Wahlsystem – in den USA passiert. (Hans Rauscher, 13.2.2017)