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Die Wikipedia ist wohl die größte Kollaboration der Menschheitsgeschichte.

Foto: dapd/gottschalk

Wikipedia, die "freie Enzyklopädie", wie sich das Portal auch selbst nennt, bietet ihren Nutzern mittlerweile mehr als zwei Millionen Artikel in deutscher Sprache an. Englischsprachige Beiträge gibt es bereits mehr als doppelt so viele, und zahlreiche weitere Artikel kann man auf Französisch, Schwedisch, Polnisch, Russisch oder Chinesisch abrufen.

Wer heute etwas nachschlagen möchte, geht nur mehr selten zum Bücherregal und blättert in einer oft teuren und mit dem Kaufdatum bereits veralteten Enzyklopädie nach. Genau hier liegt die Stärke von Wikipedia: Die "Weisheit von vielen" führt dazu, dass eine Aktualität der Inhalte garantiert werden kann, die ein klassisches Lexikon im Regal naturgemäß nicht erfüllen kann.

Das Ende der Schwarmintelligenz

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten, denn: Eine Diskussion zu einem Wikipedia-Artikel kann auch Konflikte bedeuten. Von rüder Streitkultur auf den Diskussionsseiten ist da zum Beispiel die Rede. Wer vom reinen Konsumenten zum Mitproduzenten und damit zum "Prosumenten" wird, dem sind seine beigetragenen Inhalte vermutlich wichtig. Wenn andere diese dann korrigieren, erweitern oder verbessern möchten, muss man sich darauf auch erst einmal einlassen. Mischen sich dann auch Scharlatane, Hetzer oder Verschwörungstheoretiker unter die Autoren, haben die eingesessenen Autoren alle Hände voll zu tun.

Südkoreanische Forscher warnen zudem vor dem Ende der Schwarmintelligenz. Die ursprüngliche Egalisierungs-Utopie, auf der das Prinzip Wikipedia aufbaut, verschwindet zunehmend. Grund dafür sind wachsende Ungleichheiten unter den Autoren des Onlinelexikons. Sogenannte "super editors" sind es, die durch exzessives Erstellen von Artikeln eine gewisse Hierarchie und Zentralisierung innerhalb der Autorenschaft erzeugen. Das ist laut Forschern nicht zwangsläufig schlecht, aber was das für das Wissen der größten Kollaboration der Menschheitsgeschichte bedeutet, wird sich erst zeigen.

Tragen Sie etwas bei?

Wie sieht es mit Ihrem persönlichen Wikipedia-Verhalten aus? Nutzen Sie die digitale Enzyklopädie ausschließlich als Nachschlagewerk, oder haben Sie schon selbst einen Artikel verfasst, auf Fehler aufmerksam gemacht oder Informationen ergänzt? Gibt es Dinge, die Sie an der Wikipedia stören?

Diskutieren Sie mit einem Wikipedia-Autor und -Admin

Thomas Planinger studiert Wirtschaftsrecht und ist seit mehr als 12 Jahren Autor der Wikipedia. Als gewählter Administrator der deutschsprachigen Wikipedia kennt er die Online-Enzyklopädie aus fast jedem Blickwinkel. Was Sie schon immer über die Wikipedia wissen wollten, können Sie ihn im Forum fragen.

(mahr, 17.2.2017)