Über den Einbruch des Unwirklichen in eine Welt von Scheingewissheiten: In der Performance "LOSS" wird das Eingehüllte frisch gehalten.

Foto: Katalin Erdödi

Wien – Wer etwas in eine Folie wickelt, will es frisch halten, schützen oder, als Inszenierung, kurzfristig dem Blick entziehen: zum Beispiel ein Geschenk. Folien spielen eine wichtige Rolle in der Performance LOSS, die Oleg Soulimenko, Jasmin Hoffer und Alfredo Barsuglia am Donnerstag im Brut-Theater zur Uraufführung bringen.

Etwas frisch halten bedeutet, einen letztlich unvermeidlichen Verlust zu verschieben. Jedes Abdecken oder Einhüllen ist eine vorläufige Maßnahme mit offensichtlichem Ablaufdatum. Aus diesem Prinzip hat das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude ein Lebenswerk gemacht.

Verborgenes und brut lossWahrnehmung

Das Wiener LOSS-Trio setzt bei der Inszenierung an. Als Zeichen für die Relativität dessen, was als wirklich verstanden wird, komponieren Soulimenko, Barsuglia und Hoffer ihre Folien zu instabilen Landschaften. Dabei wird deutlich, wie eine Realität die andere verbergen kann. Oder was passiert, wenn etwas Verbergendes oder etwas Verborgenes sich zu verändern, vielleicht sogar zu entziehen beginnt.

So thematisiert diese Performance die Eigenschaft der Wahrnehmung, Vorhandenes selektiv zu verarbeiten – und die Verunsicherung, die entsteht, wenn man entdeckt, dass sich das Wahrgenommene nicht mit Gegebenem deckt. Das vermittelt ein Gefühl, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen würde. Auf das Spiel mit eben jenem Gefühl – an den Grenzen zwischen Körper und Material, Organischem und Immateriellem, Sehen und Hören – lässt sich das risikofreudige Trio in LOSS ein.

Nicht die erste Zusammenarbeit

Soulimenko gehört zu den etablierten Vertretern der Wiener Tanz- und Performanceszene. Mit der Tänzerin und Vertreterin einer jüngeren Choreografinnengeneration Jasmin Hoffer hat er bereits öfter zusammengearbeitet. Und auch die Kooperation der beiden mit dem wie Hoffer in Graz geborenen bildenden Künstler Alfredo Barsuglia ist kein Zufall: Soulimenko und Barsuglia haben bereits 2014 im Tanzquartier eine gemeinsame Arbeit gezeigt. (Helmut Ploebst, 14.2.2017)