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Pro
von Christoph Prantner

Wir leben in finsteren Zeiten. Die Weltlage deplorabel, die allgemeine Stimmung mies, die Zukunftsaussichten trüb – und Krawatten bindet sich auch keiner mehr um.

Manche Herren legen die modische Gemütlichkeit unserer Tage neuerdings so exzessiv aus, dass selbst der lässigste Beobachter glauben könnte, sie seien frühmorgens vom Hund im Garten ausgegraben worden. Angesichts solcher fashion casualties ist es gut, dass es das Einstecktuch gibt. Denn es teilt immerhin mit, dass es noch eine andere Welt gibt als jene des schlabberigen Pragmatismus in Flanell.

Also schmiegt es sich ans Revers, schmückt bescheiden und ist im Prinzip absolut unbrauchbar – außer als Signal diskreter Distinguiertheit. Da der Stutzer, der es gar nicht oder – noch schlimmer – im gleichen Muster wie die Krawatte trägt und sich womöglich noch hineinschnäuzt. Dort der Gentleman, der das mit Bedacht gefaltete "Kavalierstuch" als den höchsten Orden des guten Geschmacks spazieren führt. Übertroffen werden kann das Stecktuch eigentlich nur noch durch eine frische, weiße Nelke im Knopfloch.

Kontra
von Irene Brickner

Mit der Krawatte haben wir uns abgefunden. Zwar ist sie als Gegenstand an und für sich von hinterfragenswürdigem ästhetischem Wert. Und sie erfüllt keinen praktischen Zweck – außer jenen, den Mann am Kragen vor zu viel kalter Luft abzudichten. Doch nach abertausenden Krawattenträgern, die man mit der Zeit vorbeidefilieren sah, obsiegte der Glaube an die Notwendigkeit modischer Konvention.

Anders ist das beim Stecktuch, das bei elegant gewandeten Herren in den vergangenen Jahren wieder häufiger über dem Herzen hervorlugt. Weil es verspricht, was es nicht hält: Statt eingesetzt zu werden, um in Krisenfällen Tränen, Rotz oder andere Flüssigkeiten aufzunehmen, wird es vom modernen Mann meistens geizig verteidigt. Immerhin hat er das Ding vorgefaltet um teures Geld gekauft.

Mehr noch, oft ist das Stecktuch nur ein Schatten seiner selbst: ein Fetzen Stoff, ausgeschnitten und am Sakko oder Blazer in Brusthöhe fix angenäht. Dann bleibt dem schnupfengeplagten Gegenüber als Hoffnung auf Rettung in der Not nur noch ein Ausweg: Oh, it's a Feh! (RONDO, 17.2.2017)