Nur wenige Arbeiterkinder finden den Weg in die Hörsäle: Wer über den zweiten Bildungsweg studiere, kritisiert die Arbeiterkammer, verliere zu schnell die Familienbeihilfe.

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Linz – Harte Kritik übt Johann Kalliauer an Plänen, die seine eigene Partei mitbeschlossen hat: Die von der Regierung und damit auch von der SPÖ befürworteten flächendeckenden Aufnahmeverfahren an den Universitäten bedeuteten das Ende des freien Hochschulzugangs in Österreich, warnt der Präsident der oberösterreichischen Arbeiterkammer. Er sieht die Gefahr, dass künftig immer mehr das Geld statt das Talent über die akademische Karriere des Einzelnen entscheiden werde.

Darum brauchen es mehr Möglichkeiten, über den zweiten Bildungsweg an die Uni zu kommen, und "eine faire Studienförderung, die es auch Arbeiterkindern ermöglicht, ihr Studium zu finanzieren, ohne nebenbei arbeiten gehen zu müssen", sagt Kalliauer. Studienanfänger aus Arbeiterfamilien sind in ganz Österreich schon jetzt stark unterrepräsentiert.

Laut neuer Studierenden-Sozialerhebung liegt die Hochschulzugangsquote in Oberösterreich mit 42 Prozent des durchschnittlichen Altersjahrgangs um fünf Prozentpunkte unter dem Österreichschnitt, bei Männern gar nur bei 33 Prozent. Die Studierenden aus Oberösterreich kommen eher auf Umwegen an die Universität: Sie haben seltener eine AHS-Matura (48,2 Prozent zu 52,4 Prozent) als im bundesweiten Durchschnitt. Hingegen weisen Oberösterreicher häufiger alternative Studienberechtigungen (Berufsreifeprüfung, Studienberechtigungsprüfung, etc.) auf.

Verbesserungsvorschläge seitens der AK

Das im Regierungsübereinkommen festgelegte Ziel eines Fördertopfes für den verbesserten Zugang von Lehrlingen zu Fachhochschulen sei ein wichtiger Schritt, sagt Kalliauer, notwendig sei aber auch ein Ausbau von Fachhochschulplätzen.

Das wichtigste Instrument zur Finanzierung des Studiums ist nach wie vor die Familienbeihilfe. Aufgrund der niedrigen Altersgrenze (diese bekommen Eltern nur bis 25 Jahre des Kindes) verlieren viele die Familienbeihilfe, die sie dringend brauchen würden, kritisiert die Arbeiterkammer – wie etwa Arbeiterkinder, die über den zweiten Bildungsweg studieren. Jene, die erwerbstätig sind, weil sie sich das Studium andernfalls nicht leisten könnten, bräuchten überdies eine Studienförderung, die ein Auskommen auch ohne Erwerbstätigkeit sicherstellt.

Dafür sei eine massive Ausweitung des Bezieherkreises sowie eine deutliche Erhöhung der Förderung erforderlich. Laut Sozialerhebung beziehen 37 Prozent der oberösterreichischen Studierenden, deren Eltern Landwirte sind, konventionelle Studienbeihilfe, aber nur 25 Prozent der Arbeiterkinder. Es bedürfe eines gerechten Berechnungssystems, das nicht durch große Gestaltungsspielräume einzelne Gruppen auf Kosten anderer bevorzuge, fordert Kalliauer.

Weil die Studienförderung seit über zehn Jahren nicht mehr erhöht worden sei, müsste eine Erhöhung zur Wertsicherung mittlerweile mehr als 18 Prozent betragen, rechnet die AK vor und plädiert überdies für eine Anhebung der Altersgrenze bis zu der ein Studium begonnen werden muss von derzeit maximal 35 Jahre auf 40 Jahre. (red, 15.02.2017)