Anna Veith hat auf die ÖSV-interne Qualifikation für die WM-Abfahrt verzichtet, stattdessen in Lech und St. Anton Riesenslalom trainiert. Die Titelverteidigerin versuchte, "ans persönliche Limit zu gehen".

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St. Moritz – Tessa Worley sollte man auf der Rechnung haben. Die Französin hat nach ihrem sechsten Platz beim Weltcupstart in Sölden drei von sechs Riesentorläufen gewonnen und dreimal Rang zwei belegt. Mikaela Shiffrin sollte man auf der Rechnung haben. Die US-Amerikanerin schaffte auf dem Semmering das Double. Ohne die Italienerin Federica Brignone, die am Kronplatz in Südtirol den letzten Riesenslalom vor der WM gewann, und die Deutsche Viktoria Rebensburg, die in St. Moritz im Vorjahr beim Weltcupfinale siegte, wäre die Rechnung auch leicht unseriös. Podestplätze der Norwegerin Nina Löseth oder einer Brignone-Kollegin aus Italien wären keine Überraschung.

Und dann gibt es noch die Österreicherinnen. In dieser Saison war der vierte Platz von Stephanie Brunner in Sölden das Nonplusultra, dem die Tirolerin einen fünften Platz auf dem Semmering folgen ließ. Allerdings ist Brunner auch dreimal ausgeschieden. "Sie ist dennoch derzeit wahrscheinlich unsere Beste", sagt ÖSV-Damencheftrainer Jürgen Kriechbaum, "und sie hat auch die beste Startnummer." Kriechbaum erinnert daran, dass die ÖSV-Damen in den Speedbewerben – Super-G-Gold für Nicole Schmidhofer, Abfahrtssilber für Stephanie Venier – positiv überrascht haben, und sagt: "Wir sind nicht unbedingt in der Favoritenrolle, aber die Außenseiterrolle liegt uns hier."

Schild statt Haaser

Neben der nach langer Verletzungspause in der Startliste zurückgefallenen Titelverteidigerin Anna Veith waren auch Brunner, Michaela Kirchgasser und Katharina Truppe für die WM-Aufstellung außer Zweifel gewesen. Bernadette Schild wurde letztlich Ricarda Haaser vorgezogen, um Österreichs bester Slalomfahrerin vor dem großen Auftritt am Samstag einen guten WM-Einstieg zu ermöglichen. Zudem war die Salzburgerin auf dem Kronplatz RTL-Siebente gewesen.

Mit Brunner und Truppe hatten die zwei Neulinge im Team bereits am Dienstag im Teambewerb erstmals WM-Rennluft geschnuppert. "Ich war noch nie auf einem Stockerl. Also gehe ich nicht davon aus, dass ich hierherkomme und gleich eine Medaille hole", wehrte Brunner die Vorschusslorbeeren allerdings ab.

Kirchgasser (31) freut sich nach dem Verzicht auf den Teambewerb ("Ich hätte da auch nicht viel ändern können") auf das vorletzte WM-Rennen ihrer Karriere. Die Salzburgerin will die Tage nach Kombi-Bronze gut genützt haben. "Ich spüre schon wieder das Kribbeln." Das gilt wohl auch für Anna Veith, die auf die ÖSV-interne Abfahrtsqualifikation verzichtet und stattdessen auf dem Arlberg zwei Tage lang Riesentorlauf trainiert hatte. Die 27-jährige Salzburgerin gehört aufgrund ihrer langen Pause nach einer Knieverletzung und der daraus resultierenden Startnummer jenseits der 20 nicht zu den Medaillenanwärterinnen.

Im Training habe sie "versucht, ans Limit zu gehen", das sei am zweiten Tag gut gelungen. "Ob ich Favoritin bin oder nicht, ist ebenso egal wie die Startnummer", sagt Veith. "Wichtig ist zu wissen, ob ich bereit bin, im Rennen auch etwas zu riskieren." (red, APA, 15.2.2017)