Dieses Bild entstand durch eine Kombination aus mehreren Filteraufnahmen der Nasa-Sonde Dawn und zeigt Ceres, wie sie wohl ein Astronaut sehen würde. Nun wurden auf dem Zwergplaneten im Asteroidengürtel die Zutaten für die Entstehung von Leben entdeckt.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Hauptsächlich handelt es sich um aliphatische Kohlenwasserstoffe, die mithilfe von Spektrometer-Aufnahmen in der Umgebung des Kraters Ernutet (im Bild ein Ausschnitt) auf der Nordhalbkugel des Zwergplaneten festgestellt wurden.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Rom/Wien – Schon während der Annäherung der Nasa-Sonde Dawn Anfang 2015 erwies sich Ceres als vielschichtiger und rätselhafter Himmelskörper. Zunächst waren es vor allem seltsame weiße Flecken auf ihrer Oberfläche, die die Astronomen vor ein Rätsel stellten. Erst nachdem Dawn einige Runden um den Zwergplaneten im Asteroidengürtel gedreht hatte, gelang es den Forschern, das Phänomen zu entschlüsseln: Mineralische Auswürfe, die offenbar aus seinem Inneren stammen, sorgten für die mysteriösen Ablagerungen.

Diese Beobachtungen führten letztlich zu der spannenden Schlussfolgerung, dass Ceres wesentlich mehr ist als bloß eine karge Felskugel mit rund 960 Kilometern Durchmesser. Die bisherigen Messungen weisen vielmehr darauf hin, dass Ceres zu 20 bis 30 Prozent aus Wasser besteht, das sich großteils unter einer dünnen Schicht aus Regolith verbirgt. Weitere Untersuchungen lassen sogar darauf schließen, dass dieses Wasser flüssig ist.

Und wenn Wasser und Minerale im Spiel sind, werden natürlich auch die Astrobiologen hellhörig. Umso begeisterter dürften sie daher über die nun von internationalen Forschern im Fachjournal "Science" präsentierten jüngsten Ergebnisse sein: Ein Team um Maria Cristina De Sanctis vom Nationalen Institut für Astrophysik in Rom hat anhand von Dawn-Daten an einigen Stellen auf der Oberfläche von Ceres organische Moleküle entdeckt.

Organisches von Innen

Hauptsächlich handelt es sich um aliphatische Kohlenwasserstoffe, also nicht-aromatische chemische Verbindungen, die die Astronomen in einer Region um den 50 Kilometer großen Krater Ernutet auf der Nordhemisphäre feststellen konnten. Zwar geben die Messungen nicht preis, um welche Moleküle es sich genau handelt, allerdings passen die Messwerte zu mineralischen Teer-ähnlichen Substanzen.

Aufregend an der Entdeckung ist zudem, dass die Verbindungen nicht von außerhalb stammen dürften. Wären sie gleichsam huckepack auf einem Asteroiden transportiert worden, hätte die Einschlagshitze sie mit großer Wahrscheinlichkeit vernichtet, meinen die Forscher. Auch das Verteilungsmuster auf der Oberfläche von Ceres spricht gegen einen Eintrag von außen. Daher müssen diese Moleküle auf Ceres selbst entstanden sein – oder vielmehr in ihrem Inneren.

Für De Sanctis und ihr Team steht fest, dass Ceres mit den bereits zuvor entdeckten ammoniakhaltigen, hydratisierten Mineralen, Wasser, Karbonaten und anderen Salzen sowie den nun festgestellten organischen Verbindungen über die Schlüsselzutaten für Leben verfügt. Damit tritt Ceres jener exklusiven Gruppe von Himmelskörpern – darunter der Mars und einige Monde der Gasriesen wie Europa oder Enceladus – bei, auf denen primitive Lebensformen zumindest theoretisch existieren könnten. (Thomas Bergmayr, 16.2.2017)