Screenshot: Youtube / PewDiePie

Youtuber Felix Kjellberg alias PewDiePie hat nach einem kritischen Bericht der Zeitung Wall Street Journal über seine antisemitischen Satirevideos zum Gegenangriff geblasen.

"Sie nehmen das aus dem Kontext heraus und stellen mich als Nazi hin", sagt Kjellberg in einem Video. "Ich entschuldige mich für die Wortwahl, da ich weiß, dass ich Leute damit verletzt habe, und ich gebe zu, dass der Scherz zu weit gegangen ist. Ich lote gern Grenzen aus, aber ich sehe mich selbst als Nachwuchskomiker."

Clash der Kulturen

Kjellberg hatte für das kritisierte Video über das Online-Portal Fiverr zwei Herren dafür bezahlt, in einer Videobotschaft ein Schild mit der Aufschrift "Death to all Jews" hochzuhalten. Der Youtuber wollte damit die Unmöglichkeiten des Internets aufzeigen, sagt er. In anderen Beiträgen parodierte er Hitler und spielte auch die Hymne der Nationalsozialistischen Partei ein. Google hatte PewDiePie daraufhin aus Youtubes einkommensträchtigstem Werbekanal geworfen, Netzwerkpartner Disney die Zusammenarbeit mit dem 27-jährigen Schweden aufgelöst.

Kjellberg macht dafür nicht seine Scherze, sondern den Beitrag des "Wall Street Journal" verantwortlich. Dieses habe seine Aussagen mit Absicht aus dem Kontext gerissen, um ihn in ein schlechtes Licht zu rücken.

PewDiePies Stellungnahme.
PewDiePie

"Try again, motherfuckers!"

"Klassische Medien mögen Internetpersönlichkeiten nicht, da sie Angst vor ihnen haben. Wir haben so viel Einfluss und so eine starke Stimme, und ich glaube nicht, dass sie das verstehen", sagt Kjellberg, der mehr als 50 Millionen Youtube-Abonnenten zählt. Die Geschichte "war ein ein Angriff der Medien auf mich, um mich zu diskreditieren und meinen Einfluss zu mindern. Aber ich bin noch immer hier, mache immer noch Videos. Schöner Versuch, 'Wall Street Journal'. Try again, motherfuckers!"

In seiner Stellungnahme äußert Kjellberg seine Enttäuschung über die Art und Weise, wie manche Medien mit bekannten Persönlichkeiten umgehen. Beispielsweise werde oft darüber berichtet, wie viel Geld der Schwede mit seinen Videos verdiene, aber nicht, dass er gleichzeitig "Millionen für wohltätige Zwecke" gesammelt habe. Er schätze sich sehr glücklich, habe seinen finanziellen Erfolg selbst jedoch nie zum Thema gemacht.

Schwulenwitze

Wie das Magazin "Wired" anmerkt, könnte die jüngste Kontroverse um den Entertainer allerdings vielschichtiger sein, als er es in seinen Beiträgen darstelle. PewDiePie habe über die vergangenen Jahre stets mit Extremen kokettiert, in seinen Videos Begriffe wie "gay," "retard" und "autistic" als Beleidigungen eingesetzt und oftmals Vergewaltigungsscherze in seine an sich sehr heiteren, fast schon komödiantischen Videos eingebaut, um sein vorwiegend junges Publikum zu unterhalten.

Dafür hat es auch von der Community immer wieder Kritik gehagelt, doch Kjellberg selbst und dessen viele Fans hatten diese Bemerkungen als überspitze Ausdrucksweisen in einem satirischen Umfeld gerechtfertigt.

Trolle und Neonazis

Das Problem daran ist laut Kritikern zwar auch die allgemeine Verharmlosung, die von PewDiePie, aber auch Internettrollen gerne mit dem Begriff "lol jk" (laughing out loud just kidding) entschuldigt wird. Dramatischer sei jedoch, wie der Unterhalter damit extremen Bewegungen in die Hände spiele.

Als sich Kjellberg die Haare blond färbte und damit begann, Hitler-Witze in seine Videos einzubauen, dauerte es nicht lange, bis Neonazi-Strömungen ihn als Helden feierten, berichtet "Wired". US-amerikanische Alt-Right-Gruppen sehen sich durch das, was der Schwede selbst als Satire betrachtet, tatsächlich in ihrer Einstellung und in ihren Umgangsformen und ihrer Sprechweise bestätigt. Und auch die jüngste Kampfansage an klassische Medien resoniert – ob gewollt oder nicht – mit dem Populismus des US-Präsident Donald Trump.

Unbequeme Trittbrettfahrer

Auch wenn Kjellberg in seiner Antwort auf das "Wall Street Journal" das Gegenteil behauptet: Disneys und Googles Distanzierung von dem Youtube-Superstar könnte letztlich nicht nur mit der bissigen Satire zu tun haben, die durch einen Zeitungsbericht in die Kritik geriet, sondern auch mit den – nicht nur für imagebewusste Konzerne – unbequemen Trittbrettfahrern, die PewDiePie als Vehikel für ihre Botschaften für sich entdeckt haben.

Dass das nicht das Bild ist, das der Entertainer von sich in der Öffentlichkeit haben will, erklärte er dieser Tage mehrmals. "In keiner Weise unterstütze ich irgendwelche hasserfüllten Einstellungen." (zw, 17.2.2017)