Die Drogeriekette Müller soll eine Beschäftigte gekündigt haben, die einen Betriebsrat gründen wollte.

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Wien – Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) hat heute Briefe an die rund 2.800 Beschäftigten der Drogeriekette Müller verschickt, um sie über ihre Arbeitsbedingungen zu befragen. Wie berichtet hat die GPA gegen Müller den Vorwurf erhoben, eine Beschäftigte in Wien gekündigt zu haben, weil sie einen Betriebsrat gründen wollte. Das Unternehmen weist diesen Vorwurf zurück.

In einer E-Mail, die die Vertriebs- sowie Verkaufsleitung kürzlich an alle österreichischen Filialleitungen versendet hat, werden diese ersucht, "sollten externe Personen oder Organisationen in unseren Häusern in dieser Angelegenheit Kontakt zu unseren Mitarbeitern suchen, so darf dies nur nach vorheriger schriftlicher Anfrage an unseren Firmengründer und Inhaber Herrn Erwin Müller erfolgen. Bislang ist dies nicht erfolgt, dementsprechend ersuchen wir Sie, diese Personen höflich auf unser Hausrecht und die Notwendigkeit der vorangehenden Kontaktaufnahme mit unserem Unternehmen hinzuweisen", heißt es in der E-Mail.

Angst vor negativen Konsequenzen

"Wir sind der festen Überzeugung, dass wir Mitarbeiter informieren dürfen", entgegnete die Wiener GPA-Regionalgeschäftsführerin Barbara Teiber. Die Gewerkschaft hat diese Woche in ganz Österreich Filialtouren bei Müller gemacht und Mitarbeiterinnen informiert. Nicht überall sei man mit offenen Armen empfangen worden. "In einigen Filialen wurden wir von der Leitung gebeten, die Filiale zu verlassen. In Floridsdorf war der Ton rauer", sagte Teiber. Die betroffene gekündigte Mitarbeiterin Özlem Bakiray war von September 2015 bis Jänner 2017 als Verkäuferin in besagter Filiale in Wien Floridsdorf beschäftigt.

Großteils seien die Vertreter der Gewerkschaft aber freundlich in den Filialen empfangen worden, wenngleich viele Beschäftigte Angst vor negativen Konsequenzen hätten, erzählte Teiber.

Teilnahme anonym

In einem zweiten Schreiben, das das Müller-Management in den Filialen aufgehängt hat, wird darauf hingewiesen, dass Müller die Befragung der Gewerkschaft nicht unterstütze und als Unternehmen daran auch nicht teilnehmen werde. Darin heißt es auch: "Aufgrund der eindeutig tendenziösen Argumentation in den Medien müssen wir leider davon ausgehen, dass die angekündigte Befragung nicht objektiv ist. Sie ist damit nicht im Interesse unserer Mitarbeiter." Das Unternehmen weist darauf hin, dass die Filial- und Bezirksleitung "immer gerne für Sie da" sei und es zudem in jeder Müller-Filiale einen roten Briefkasten gebe, über den man Herrn Müller persönlich schreiben könne.

Gewerkschafterin Teiber meint dazu, dass man ohnehin nicht das Unternehmen befragen wolle, sondern die Beschäftigten. Sie hofft, dass die Beteiligung an der Befragung hoch ist. In den Briefen seien Rücksendekuverts beigelegt, die Beantwortung der Fragen erfolge anonym.

Müller-Chef schreibt an Kunden

In einem Schreiben an Müller-Kunden hat der Chef der deutschen Drogeriekette erstmals persönlich Stellung zu dem Vorwurf der Gewerkschaft genommen, in Österreich eine Mitarbeiterin gekündigt zu haben, weil sie einen Betriebsrat gründen wollte. Man habe "mit Bedauern" die "breit gestreuten Negativnachrichten" aus den Medien und die hieraus resultierenden Reaktionen vernommen.

"Die Mitarbeiterin, die gekündigt wurde, hatte einen Arbeitsvertrag als geringfügig Beschäftigte mit wenigen Wochenstunden. Wir können Ihnen versichern, dass diese Trennung leistungs- und unternehmensbedingt erfolgt ist und richtig war", heißt es in dem Brief, der der APA vorliegt. Bekommen haben ihn unter anderem Kunden, die sich bei Müller beschwerten. Datiert ist das Schreiben mit 15. Februar, unterschrieben von Erwin Müller persönlich.

"Reich gefüllte Nikolaustüte"

In dem Brief wird unter zehn Punkten aufgezählt, welche Leistungen Müller-Beschäftigte erhalten. Da heißt es beispielsweise unter den Punkten 1 bis 3: "Wir entlohnen unsere Mitarbeiter deutlich über den kollektivvertraglichen Mindestentgelten. Unsere Gehälter werden immer pünktlich überwiesen. Müller-Mitarbeiter erhalten beim Einkauf in den Filialen bis zu 20 Prozent Personalrabatt." Zudem würde ein Zuschuss zur Berufskleidung geleistet, Fort- und Weiterbildungskosten übernommen und Jubilare gefeiert, wo Beschäftigte je nach Firmenzugehörigkeit Geschenke bekämen.

Auch kuriosere Leistungen gibt der Müller-Chef preis – wie dass alle Müller-Mitarbeiter "eine reich gefüllte Nikolaustüte" bekämen oder ein "kleines Präsent zu Valentin". Unter Punkt 10 weist Müller darauf hin, dass über die "Roten Kuverts" jeder Mitarbeiter eine direkte Kommunikationsmöglichkeit zum Firmengründer und -inhaber habe. (APA, 17.2.2017)