Die Stadt ist unschlüssig, wohin sie mit der Marx-Halle will.

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Wien – Die denkmalgeschützte ehemalige Rinderhalle im Stadtentwicklungsgebiet St. Marx hat eine bewegte Geschichte. Vor allem deswegen, weil sich dort lange Zeit gar nichts bewegte. Seit beinahe zwanzig Jahren sucht die Stadt Wien nach der optimalen Nutzung für die rund 20.000 Quadratmeter Fläche.

Ab 2011 erarbeitete der Eigentümer, die Wiener Standortentwicklung GmbH (WSE), Tochter der Wien-Holding, gemeinsam mit der privaten Eventagentur Hey-U! von Herwig Ursin immerhin ein Konzept, das sich sehen lassen kann. Unter dem Namen Marx-Halle etablierte man den Ort ohne Subventionen als flexibel nutzbare Fläche für Firmenevents, Messen und Konzerte. Michael Niavarani gründete mit dem Globe eine Bühne für Kabarett, die sich höchster Beliebtheit erfreut.

Lücke zwischen Stadthalle und Gasometer

500.000 Besucher bei mehr als 400 Veranstaltungen will Herwig Ursin seit 2015 gezählt haben. Als Konzertlocation füllt man eine lange beklagte Lücke zwischen Stadthalle und Gasometer – für mittelgroße Auftritte wie etwa zuletzt von The Cure. Glücklich mit dem Ort ist auch die Kunstmesse Vienna Contemporary. Weil in der Halle zahlreiche Galas finanzkräftiger Firmen stattfinden, gehen sich auch kleinere Messen aus, wie die in der Szene vielbeachtete Vienna Comic Convention.

Dennoch will die WSE den Zwischennutzungsvertrag mit Ursins Hey-U! im Sommer auslaufen lassen und neue Wege gehen. Unter dem Titel "Neu Marx reloaded" sucht man nach Investoren, die die Halle kleinteilig, mit einem Konzept für Kreativwirtschaft, Gastronomie und Start-ups öffentlich zugänglich betreiben sollen.

Schwelender Machtkampf

Innerhalb der Wien-Holding ist man gespalten, was die Pläne betrifft. Start-up-Büros würden derzeit ohnehin auch an anderen Orten entstehen, etwa in der Inneren Stadt und am Alsergrund, so die Kritiker. Dem Vernehmen nach hat der Konflikt um die Halle auch mit einem lange schwelenden Machtkampf zwischen den Geschäftsführern der Wien-Holding, Sigrid Oblak und Peter Hanke, zu tun. Laut sagen will das keiner.

Martin Kraml, der bis vor kurzem am Standort ein Restaurant betrieben hat, scheut sich nicht vor offener Kritik: "Hier wird ein funktionierendes Konzept zerstört, das tausende Besucher bringt und das Stadtbudget in keiner Weise belastet. Warum?"

Herwig Ursin jedenfalls hofft weiterhin auf eine Zusammenarbeit mit der Stadt. So stehe er Wünschen der WSE, einen Teil der Halle dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen, keinesfalls ablehnend gegenüber. Pläne dazu habe es bereits gegeben. Weil die Stadt aber uneins sei, habe man die Ideen auf Eis legen müssen. (stew, 17.2.2017)