Die Bronze-Staffel: Daniel Mesotitsch, Julian Eberhard, Simon Eder und Dominik Landertinger.

Foto: APA/Gindl

Julian Eberhard liegt erledigt im Schnee: Der Wille, die ersehnte Medaille zu holen, war da.

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Hochfilzen – Nach einer Reihe unglücklicher Auftritte haben Österreichs Biathleten bei der Heim-WM in Hochfilzen schon vor dem abschließenden Massenstartbewerb am Sonntag für ein Happy-End gesorgt. Die Herren-Staffel mit Daniel Mesotitsch, Julian Eberhard, Simon Eder und Schlussläufer Dominik Landertinger holte am Samstag in der 4 x 7,5 km-Staffel die Bronzemedaille. Der Sieg ging an Russland, 5,8 Sekunden vor Frankreich. Landertinger kam mit 20,1 Sekunden Rückstand ins Ziel. Deutschland landete nur auf Rang vier.

Ein wunderbares Déjà-vu: Wie vor zwölf Jahren bei der Heim-WM in Hochfilzen gab es Bronze.

Spannender als ein derartiges Staffel-Rennen ist keine Wintersportart. Vor mehr als 22.000 Zuschauern verwandelte sich das Biathlon-Stadion am Truppenübungsplatz in Hochfilzen in einen Hexenkessel. "Hätti–täti–wari": Hätten die Österreicher als Mannschaft nicht zehnmal (!) nachladen müssen, was wäre noch möglich gewesen! Der Schießstand bleibt der Schicksalsort für den ÖSV, in der Loipe verdiente man sich wieder einmal die Auszeichnung "Weltklasse".

Ein Loipen-Krimi

"Wir hatten ein brutal gutes Material. Das ist eine Medaille für unsere Serviceleute", sagte Daniel Mesotitsch, der als Erster ins Rennen ging und mit routinierter Solidität nur 13 Sekunden hinter der Spitze an Julian Eberhard übergab. Eberhard flog wie gewohnt durch eine "tiefe, zache" Loipe, konnte aber seinen Ruf als "Wildwest-Schütze" mit vier Nachladern nicht ablegen.

Simon Eder hatte als dritter Läufer die vermeintlich schwächste Konkurrenz. Die Direktive des Ex-Biathleten und jetzigen ORF-Experten Christoph Sumann, die führenden Russen beim Laufen "richtig her zu brennen", konnte der 33-jährige Salzburger nur bedingt umsetzen. Gleichauf mit Russland übergab Eder nach drei Nachladern an Schlussläufer Dominik Landertinger. Die Mitfavoriten Italien und Ukraine waren bereits weggebrochen.

Landertinger lag bis zum letzten Schießen mit dem da schon führenden Anton Schipulin und Martin Fourcade im Kampf um den Sieg. Mit einem Nachlader war die Chance auf Gold oder Silber dahin. Russland brauchte insgesamt nur drei zusätzliche Patronen bei acht Schießstationen. Nicht schlecht.

Den gleichzeitig vom Schießstand weggelaufenen Deutschen Simon Schempp ließ Landertinger mit einer unglaublichen Attacke am letzten langen Anstieg quasi stehen. "Geil, eine Medaille. Der Druck war gewaltig. Mir hat es am Schießstand die Hoden bis zu den Mandeln hinauf gezogen. Ich bin stolz, dass ich da vor dieser Kulisse laufen darf. Das Ziel ist erreicht, ich bin sehr glücklich", sagte Landertinger, der Schempp am Ende um 9,5 Sekunden distanzierte. Auf Fourcade fehlten ihm 14,3 Sekunden. Schipulin lag 20,1 Sekunden vor dem Olympiazweiten im Sprint. Simon Eder: "Die ganze Mannschaft war taktisch sehr stark. Es ist uns ein Riesen-Stein vom Herzen gefallen."

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ließ sich das Spektakel nicht entgehen und war von der Stimmung an der Strecke hingerissen. "Wenn ich das mit St. Moritz vergleiche, ist es hier um vieles besser." Am Sonntag gibt es noch eine Medaillenchance für Österreich im Massenstart. (Florian Vetter, 18.2.2017)

Ergebnis der 4 x 7,5-km-Herren-Staffel bei den Biathlon-WM

1. Russland (Alexej Wolkow, Maxim Zwetkow, Anton Babikow, Anton Schipulin) 1:14:15,0 Std. (0 Strafrd.+3 Nachlader)

2. Frankreich (Jean Guillaume Beatrix, Quentin Fillon Maillet, Simon Desthieux, Martin Fourcade) + 5,8 Sek. (0+4)

3. Österreich (Daniel Mesotitsch, Julian Eberhard, Simon Eder, Dominik Landertinger) 20,1 (0+10)

4. Deutschland (Erik Lesser, Benedikt Doll, Arnd Peiffer, Simon Schempp) 29,6 (0+8)

5. Italien 1:30,8 (0+5) – 6. Ukraine 1:41,3 (0+10) – 7. USA 1:50,5 (0+8) – 8. Norwegen 2:22,3 (1+8) – 9. Bulgarien 2:50,3 (1+7) – 10. Tschechien 3.10,0 (1+15)