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Die malaysische Polizei hat bisher vier Tatverdächtige festgenommen, darunter einen 46-jährigen Nordkoreaner (im Bild). Nach vier Nordkoreanern, die Malaysia verlassen haben, wird noch gefahndet.

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Kuala Lumpur / Pjöngjang / Seoul – Südkorea sieht das nordkoreanische Regime als für den Mord an Kim Jong-nam, Halbbruder von Machthaber Kim Jong-un, verantwortlich an. Das sagte Jeong Joon-hee, Sprecher von Südkoreas Wiedervereinigungsministerium, am Sonntag in Seoul. Ermittlungen der Behörden in Malaysia hätten dies ergeben. Dafür spreche auch, dass fünf Verdächtige aus Nordkorea kämen.

Am Freitag hatten malaysische Behörden erstmals einen 46-jährigen Nordkoreaner in Zusammenhang mit dem Todesfall festgenommen. Es handelte sich um die vierte Festnahme: Davor wurden eine 25-jährige Indonesierin, ihr malaysischer Freund und eine 28-jährige Vietnamesin in Gewahrsam genommen. Bei den Frauen wird spekuliert, dass sie Agentinnen des nordkoreanischen Geheimdienstes sein könnten.

In Koordination mit Interpol

Am Sonntag teilte die malaysische Polizei mit, dass sie in Koordination mit Interpol nach weiteren vier Nordkoreanern fahnde. Die Männer im Alter zwischen 33 und 57 Jahren hätten das Land am Tag der mutmaßlichen Vergiftung von Kim Jong-nam am Flughafen von Kuala Lumpur verlassen, sagte der stellvertretende Generalinspektor Noor Rashid Ibrahim. Sie seien nicht mit Diplomatenpässen, sondern mit normalen Dokumenten gereist. Wohin sie geflogen seien, wurde nicht genannt. Sie seien laut Polizei aber nur Tage vor dem Mord nach Malaysia gereist. Weitere drei Personen, davon ein Nordkoreaner, von denen sich Ermittler weiterführende Erkenntnisse in der Causa erhoffen, würden zudem gesucht. Sie würden aber nicht als Verdächtige geführt.

Kim Jong-nam (45), der ältere Halbbruder von Kim Jong-un, war am 13. Februar am Flughafen von Kuala Lumpur getötet worden. Laut südkoreanischen Medien sollen ihm Täter Gift ins Gesicht gesprüht haben, bevor er an Bord einer Maschine nach Macau gehen wollte. Die Autopsie der Leiche ergab bisher keine genaue Todesursache. Man warte auf die Ergebnisse von pathologischen und toxikologischen Tests. Die Regierung in Pjöngjang hat bereits angekündigt, das Ergebnis der Obduktion nicht anzuerkennen.

Als Streich ausgegeben

Die malaysische Polizei bestätigte, dass zwei Frauen das Opfer gegen neun Uhr morgens am Flughafen attackiert hätten. Kim Jong-nam habe danach bei einem Kundenschalter gesagt, dass zwei Frauen "sein Gesicht mit einer Flüssigkeit abgewischt hätten", sagte Ibrahim. Laut indonesischen Behörden soll die festgenommene Indonesierin bei dem Attentat "ausgetrickst" worden sein. Ihr sei weisgemacht worden, dass sie an einem Streich für eine Fernsehshow mit versteckter Kamera teilnehme. Demnach soll sie schon in der Vergangenheit gegen Geld Streiche gemacht haben.

Kim Jong-nam und Kim Jong- un haben denselben Vater, den verstorbenen Exmachthaber Kim Jong-il. In Nordkoreas Herrscherdynastie gab es bereits mehrfach Mordfälle.

Malaysia lud Nordkoreas Botschafter vor

Nach dem mutmaßlichen Giftmord gibt es diplomatische Verstimmungen zwischen dem isolierten Land und Malaysia. Die Regierung in Kuala Lumpur lud am Montag den nordkoreanischen Botschafter Kang-chol vor. Dabei sei es um Äußerungen des Diplomaten gegangen, Malaysia habe etwas zu verbergen, erklärte das Außenministerium am Montag. Demnach wird auch der malaysische Botschafter in Pjöngjang zurück in seine Heimat beordert. (Reuters, APA, krud, 19.1.2017)