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Marcel Hirscher hielt dem Druck erneut Stand, holte seine zweite WM-Goldmedaille in St. Moritz.

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Ausgepumpt.

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Mit reicher Beute.

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Das Stockerl: Manuel Feller, Marcel Hirscher und Felix Neureuther (v. li).

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St. Moritz – Und dann auch noch Gold im Slalom. Marcel Hirscher war schon ein Großer seines Sports, bevor er nach St. Moritz kam. In den vergangenen Tagen ist der 1,73 große Mann aus Annaberg, Salzburg, noch ein Stück gewachsen. Als Doppelweltmeister, als erfolgreichster Teilnehmer der Titelkämpfe, verlässt er St. Moritz. Und fast, um nur eine Hundertstelsekunde, hätte er sogar als dreifacher Weltmeister heimkehren dürfen. So war es in der Kombination eben Silber.

Einige Male hatte Hirscher in diesem Winter die Hundertstelsekunden gegen sich. Ein bisschen haderte er damit. Oft war er Zweiter, im Riesentorlauf häufig hinter Alexis Pinturault, im Slalom häufig hinter Henrik Kristoffersen. Aber bei der WM, vor allem am Sonntag, war Hirscher nicht auf Glück angewiesen. Um 0,68 Sekunden verwies der 27-Jährige seinen Landsmann Manuel Feller auf Platz zwei, Felix Neureuther wurde Dritter (+0,93).

Und das auf einem Hang, der weder besonders anspruchsvoll noch wirklich lang war. Hirschers Trainer Michael Pircher hatte ihn vor dem Rennen am Sonntag als "nicht WM-würdig" bezeichnet. Aber am Ende jubelte ein würdiger Weltmeister. Ob steil, ob flach, ob eisig, ob griffig: Hirscher kann eben alles, fast so wie Mikaela Shiffrin, die tags zuvor noch souveräner zu Slalomgold gefahren war.

Erleichterung

Mitte März werden Hirscher und Shiffrin wohl gemeinsam die großen Kristallkugeln entgegennehmen. Für die US-Amerikanerin wäre es der erste Erfolg im Gesamtweltcup, für den Österreicher schon der sechste. Das hat bisher noch keiner geschafft.

Je drei Medaillen bei drei Weltmeisterschaften hatte bis Sonntag auch noch keiner geschafft. Hirscher war kurz nach dem Slalomgold zunächst "energielos", aber "superhappy" und "supererleichtert. Der Druck", sagte er, "war weg von meinen Schultern. Dementsprechend locker bin ich das angegangen. Sehr, sehr cool." Zum zweiten Mal nach Schladming 2013 gewann Hirscher den Slalom-WM-Titel. Insgesamt hält er nun bei sechs WM-Goldenen.

Starke Läufe

Was die Erfolgsbilanz angeht, kann Manuel Feller mit Hirscher noch lange nicht mithalten. Aber am Sonntag hat er endlich zwei starke Läufe ins Ziel gebracht. Schnell war der Tiroler auch im Weltcup oft unterwegs. Aber häufig scheiterte er auf dem Weg zu Topplatzierungen. Im Weltcup stand er noch nie auf dem Podest, ein paar Mal war er knapp dran. Am Sonntag war Feller nach dem ersten Durchgang Siebenter und der viertbeste von vier Österreichern. Aber dann fiel einer nach dem anderen zurück oder aus. Auch Michael Matt, nach Lauf eins Dritter und Marco Schwarz, nach Lauf eins Zweiter. Matt wurde am Ende Achter. "Im letzten Teil war ich zu deppert, gescheit zu fahren." Schwarz belegte Rang sieben. "Schade. Im zweiten Durchgang bin ich leider nicht gut gefahren."

"Brutal emotional"

Feller hingegen war voll des Glücks. "Brutal emotional" sei die Medaille für ihn gewesen. "Ganz realisiert habe ich es noch nicht." Am Freitag war er im zweiten Riesentorlauf-Durchgang aufgrund seiner Rückenschmerzen nicht mehr angetreten. "Gestern", sagte der 24-Jährige, "bin ich im Zimmer gehockt und habe geheult, weil ich dachte, ich könnte nicht starten." Aber er sei gut therapiert worden.

Der Norweger Kristoffersen, stärkster Slalomläufer des Winters, wurde nur Vierter. Wie schon im Riesentorlauf. Diesmal waren die Hundertstelsekunden gegen den 22-Jährigen. Am Freitag hatten ihm 0,05 Sekunden auf Bronze gefehlt, am Sonntag waren es 0,11 Sekunden.

Also war Felix Neureuther der glückliche Dritte. Der 32-jährige Deutsche verbesserte sich im zweiten Lauf von Rang zehn, gewann seine fünfte WM-Medaille. "Es war nicht einfach für mich." Auch Neureuther hatte zuletzt Rückenprobleme. "Man hatte mich schon ein Stück weit abgeschrieben. Eine Genugtuung." So hat sich Deutschland noch in den Medaillenspiegel eingetragen.

Und Österreich hat am letzten Tag den Gastgeber vom ersten Platz verdrängt: dreimal Gold, viermal Silber, zweimal Bronze. Daran gab es nichts auszusetzen. Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher bilanzierte also ebenso positiv wie Damen-Chefcoach Jürgen Kriechbaum. Der Star der WM war natürlich Marcel Hirscher. Sein Coach Pircher war beeindruckt. "Unglaublich, dass er jetzt über sechs Jahre so eine Leistung bringt. Konstanz und Stabilität sind einzigartig." (Birgit Riezinger, 19.2.2017)

Ergebnis WM-Slalom:

1. Marcel Hirscher (AUT) 1:34,75 Min.
2. Manuel Feller (AUT) +0,68

3. Felix Neureuther (GER) +0,93
4. Henrik Kristoffersen (NOR) +1,04
5. Alexander Choroschilow (RUS) +1,05
6. Andre Myhrer (SWE) +1,10
7. Marco Schwarz (AUT) +1,11
8. Michael Matt (AUT) +1,24

9. Stefano Gross (ITA) +1,40
10. Stefan Hadalin (SLO) +1,41
11. David Ryding (GBR) +1,43
12. David Chodounsky (USA) +1,49
13. Jonathan Nordbotten (NOR) +1,51
14. Manfred Mölgg (ITA) +1,55
15. Leif Kristian Haugen (NOR) +1,60

Zweiter Lauf:

1. Stefan Hadalin (SLO) 48,23 Sek.
2. Andre Myhrer (SWE) +0,07
3. Marcel Hirscher (AUT) +0,09
4. Manuel Feller (AUT) +0,10

5. Felix Neureuther (GER) +0,26
6. David Chodounsky (USA) +0,29
7. Reto Schmidiger (SUI) +0,40
8. Manfred Mölgg (ITA) +0,43
9. Luca Aerni (SUI) +0,44
10. Leif Kristian Haugen (NOR) +0,45
11. Alexander Choroschilow (RUS) +0,46
12. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,48
weiter:
17. Marco Schwarz (AUT) +0,77
19. Michael Matt (AUT) +0,85

Erster Lauf:

1. Marcel Hirscher (AUT) 46,43 Sek.
2. Marco Schwarz (AUT) +0,43

3. Michael Matt (AUT) +0,48
4. David Ryding (GBR) +0,53
5. Mattias Hargin (SWE) +0,57
6. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,65
7. Manuel Feller (AUT) +0,67
8. Alexander Choroschilow (RUS) +0,68
9. Ramon Zenhäusern (SUI) +0,69
10. Felix Neureuther (GER) +0,76

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Alexis Pinturault (FRA), Naoki Yuasa (JPN), Sebastian-Foss Solevaag (NOR), Erik Read (CAN), Trevor Philp (CAN)

Ausgeschieden im 2. Durchgang u.a.: Daniel Yule (SUI), Mattias Hargin (SWE), Ramon Zenhäusern (SUI)

Disqualifiziert im 2. Durchgang: Julien Lizeroux (FRA)