Wien – "I'm every woman, it's all in me", sang Whitney Houston einst, und auch Elina Garanca erlebte im Konzert Schicksale der unterschiedlichsten Frauenfiguren von der heiligen Johanna von Orléans über die verführerische Dalila bis zur betrogenen Bäuerin Santuzza. Zusammen mit Ehemann Karel Mark Chichon und dem Wiener Kammerorchester präsentierte sie im Konzerthaus Nummern ihrer CD Revive und gönnte auch akustische Ausblicke auf zukünftige Opernpartien.

Die Dalila aus Saint-Saëns' Samson et Dalila etwa soll 2018 kommen. In einem textilen Traum in Petrolgrün sang Garanca den Klassiker Mon coeur s'ouvre à toi ... Réponds à ma tendresse; und an einem Abend der vokalen Beglückung war es eine der wenigen Nummern, die Wünsche offen ließ: Den langen, absinkenden Kantilenen in der Mittellage fehlt es noch an Kraft und Körper. Und bei der Arie der Principessa aus Cileas Adriana Lecouvreur, Acerba voluttà, dolce tortura, störte der Kontrast von kultivierter Mittellage und einer kernigen tiefen Lage.

Schallwellen als Luxusgüter

Doch alles andere zauberhaft: Im Auftreten einer gütigen Königin gleich, beschenkte die 40-Jährige ihre Untertanen: Die Schallwellen, die Garanca in den Saal importierte, waren als Luxusgüter zu deklarieren. Ihr sattes, edles Timbre tranken die Ohren wie der Mund den guten Wein; ihr Spitzenton, das zweigestrichene a, war eine Bank.

Exzellent auch die Leistungen von Chichon: Er animierte das Wiener Kammerorchester zu einem straffen, energischen Musizieren, aufgespannt zwischen zauberzarten Pianissimi und Wucht. Im "Dessertteil" wurde mit Liedern von Stanislao Gastaldon und Francesco Paolo Tosti der leichten Muse gehuldigt, bei den Zugaben wurde es spanisch. Stehender Beifall für einen wundervollen Abend. (Stefan Ender, 19.2.2017)