Weiße Fahne: Farc-Kämpfer auf dem Weg nach Barranquilla (Archivbild vom 2. Februar)

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Bogota – Der Frieden in Kolumbien rückt näher: Alle Kämpfer der linken Farc--Guerilla haben ihre Kampfgebiete verlassen. Der Marsch aus weit entlegenen Gegenden fand mit der Ankunft der letzten 300 Guerilleros in Montanita im Departament Caqueta im Norden des Landes seinen Abschluss.

"Damit sind ungefähr 6.900 Guerilleros der Farc in den 26 Entwaffnungszonen", sagte der argentinische General Javier Perez Aquin, Chef der UNO-Mission, die den Prozess überwacht. Bis spätestens Anfang Juni sollen alle Waffen abgegeben werden – sie sollen eingeschmolzen und für Friedensmahnmale verwendet werden. Die Farc-Mitglieder hätten fast 8.700 Kilometer in Fahrzeugen, Booten oder zu Fuß zurückgelegt, hob Perez Aquino hervor.

Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos betonte: "Das ist historisch, dass die Farc vor der Waffenabgabe und Reintegration stehen." Die ehemaligen Kämpfer bekommen finanzielle Unterstützung, zudem können die Farc ein politisches Projekt starten, um Ziele wie eine gerechtere Landverteilung und bessere Bedingungen für die arme Landbevölkerung auf legale Weise durchzusetzen. Geständige Farc-Kämpfer müssen im Rahmen einer Sonderjustiz nur mit maximal acht Jahren Freiheitsstrafe für schwere Verbrechen rechnen.

Rund zwei Monate nach der Einigung auf einen Friedensvertrag ist damit eine der wichtigsten Etappen erreicht, wenn auch mit großer Verzögerung. Eigentlich sollte die Sammlung in den 26 Zonen schon Ende 2016 abgeschlossen sein. Es gab aber logistischer Probleme, vor allem beim Aufbau der Camps und Gesundheitsposten in den Zonen, wo die Guerilleros nun bis zum Abschluss der Entwaffnung wohnen werden.

Santos will auch mit der letzten verbliebenen Rebellengruppe, der ELN, Frieden schließen. Nach 52 Jahren Kampf gegen den Staat und Versuchen, die kubanische Revolution nach Kolumbien zu exportieren, wird seit Februar auf neutralem Boden in Ecuadors Hauptstadt Quito über die Bedingungen für eine Niederlegung der Waffen verhandelt.

Dabei dürfte der Farc-Vertrag als Blaupause dienen. Ein Abkommen auch mit der ELN ist wichtig, um zu verhindern, dass deren Kämpfer die Kontrolle über frühere Farc-Gebiete und den dortigen Drogenhandel übernehmen.

Durch den Konflikt zwischen Rebellen, Militär und rechten Paramilitärs starben seit 1964 mehr als 250.000 Menschen. Etwa sieben Millionen Menschen wurden zur Flucht gezwungen, mehr als 60.000 werden vermisst.

Kolumbiens Parlament hatte Ende Dezember ein Amnestiegesetz für die Farc-Rebellen verabschiedet, das Teil des im November vereinbarten Friedensabkommens zwischen Rebellen und Regierung ist. Santos setzt durch den Friedensprozess auf ein sattes Wirtschaftswachstum – Kolumbien mit seinen vielen Rohstoffen gilt als Land mit großem Potenzial. (APA, dpa, 19.2.2017)