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Protestmarsch gegen Trump am Samstag in Los Angeles.

Foto: APA/AFP/Getty Images

Zur Person: Evelyn Farkas war in der Obama-Regierung Deputy Assistant Secretary für Russland/Ukraine/Eurasien im Pentagon. Heute ist sie Senior Fellow im Atlantic Council.

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STANDARD: Haben Sie die Nachrichtendienstberichte über die russische Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl überzeugt?

Farkas: Die Chefs der 16 Dienste und deren Koordinator haben mit hoher Wahrscheinlichkeit festgestellt, dass Russen die Systeme der demokratischen Partei gehackt haben, um unsere Wahlen zu beeinflussen und dabei zu helfen, dass Donald Trump gewinnt. Damit haben sie vor allem das Vertrauen in den demokratischen Prozess unterhöhlt.

STANDARD: Die Dokumentation der Beweise dafür ist nicht gänzlich für die Öffentlichkeit freigegeben. Ist das in diesem Fall ein Fehler?

Farkas: Die Dokumentation im noch unter Präsident Obama erstellten Bericht beinhaltete URL-Adressen und detaillierte Daten forensische Analysen. Ein Teil davon wurde freigegeben, um IT-Managern in Unternehmen und demokratiepolitisch wichtigen Institutionen die Möglichkeit zu geben, Sicherheitslücken zu schließen.

STANDARD: Welche politischen Konsequenzen wird der Hack haben?

Farkas: Die Trump-Regierung scheint weniger Interesse daran zu haben als die Obama-Regierung, dem Kreml eine Rechnung für seine Aktionen zu präsentieren. Dabei spionieren sie ja nach wie vor weiter. Und anzunehmen, dass sie auch die republikanische Partei gehackt haben, ist nicht weit hergeholt. Die Frage ist, was sie dort gefunden haben und was bei Gelegenheit präsentieren wird. Die Russen haben einen disruptiven Einfluss auf unsere Innenpolitik. Das ist ironisch, weil sie genau das Umgekehrte immer über uns behauptet haben.

STANDARD: Welchen Fallout wird die Flynn-Geschichte noch haben?

Farkas: Es ist keine Flynn-Geschichte, es ist eine Russland-Skandal-Geschichte. Flynn mag abgetreten sein, aber die Geschichte bleibt. Die Aufarbeitung wird im Kongress stattfinden. Aus meiner Sicht sollte es aber eine unabhängige Kommission ähnlich jener für 9/11 geben.

STANDARD: Wenn eine solche Kommission feststellte, dass die Dienste richtig liegen, würde ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet?

Farkas: Möglich, wenn der Verdacht ausreichend belegt ist und der Kongress das Gefühl hat, der Präsident ist Russland gegenüber zu nachgiebig. Könnte auch sein, dass er deswegen selbst abtritt.

STANDARD: Ein Nixon-Schicksal?

Farkas: Genau.