Darstellung des Aztekenherrschers Moctezuma II. mit Hernán Cortés in Tenochtitlan 1519.

Illustration: Library of Congress

Jena – Mit den Spaniern kam der Untergang: Als die Konquistadoren unter Hernán Cortés im 1519 ankamen, umfasste die indigene Bevölkerung Mexikos rund 25 Millionen Menschen. Ein Jahrhundert später – nach der brutalen Unterwerfung durch die Spanier und mehreren desaströsen Epidemien, war deren Zahl auf eine Million geschrumpft.

Allein zwischen 1545 und 1576 rafften zwei Krankheitsausbrüche schätzungsweise sieben bis 18 Millionen Menschen in Mexikos Hochlandregionen dahin. Welche Krankheit sich zu diesen fatalen Epidemien entwickelte, ist nach wie vor umstritten. Einigkeit herrscht lediglich darüber, dass die Europäer sie eingeschleppt haben dürften.

Salmonella Paratyphi C

Frühere Forschungen vermuteten Masern, Pocken oder Fleckfieber als Ursache des Massensterbens. Im Jahr 2002 berichteten Forscher der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) von Hinweisen auf eine hämorrhagische Fiebererkrankung, die zusammen mit einer extremen Dürreperiode für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich gewesen sein könnte.

Forscher um den Evolutionsgenetiker Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena sequenzierten nun die DNA aus Zähnen von 29 Menschen, die während der Epidemien im südmexikanischen Hochland bestattet wurden. Dabei stießen sie auch auf Spuren von bakterieller DNA. Wie Abgleiche in modernen Datenbanken zeigten, dürften sie von Salmonellen stammen.

In weiterer Folge konnten die Forscher das Genom eines Salmonellenstammes rekonstruieren, der noch heute existiert: Salmonella Paratyphi C, ein Erreger von Paratyphus. Diese Krankheit geht mit anhaltendem hohen Fieber, schweren Durchfällen und Hautausschlägen einher. Unbehandelt führt Paratyphus heute bei zehn bis 15 Prozent der Erkrankten zum Tod.

Rasche Verbreitung

Bei einem kleinen Prozentsatz der Infizierten kommt es allerdings zu keinem Krankheitsausbruch – der Erreger könnte also theoretisch unbemerkt von Spaniern nach Mexiko eingeschleppt worden sein. Übertragen wird Paratyphus durch Fäkalien. Der zivilisatorische Zusammenbruch während der spanischen Eroberung dürfte die Bedingungen für eine massenhafte Verbreitung stark begünstigt haben, so Krause und Kollegen.

"Das ist womöglich der erste genetische Nachweis des Krankheitserregers, der nach der europäischen Kolonisation das Massensterben der einheimischen Populationen verursacht hat", kommentierte der Genetiker Hannes Schroeder vom Naturhistorischen Museum Dänemarks, der selbst nicht an der Studie beteiligt war, die Ergebnisse in "Nature News". Nachsatz: "Das ist eine supercoole Studie." (dare, 21.2.2017)