Julian Assange hat sich zum Thema Medien zu Wort gemeldet.

Foto: APA/AFP/BEN STANSALL

Julian Assange ist kein Mensch, der sich vor Kontroversen fürchtet. Das bewies der Wikileaks-Gründer nun auch auf einer Diskussionsveranstaltung in Sydney zu den Problemen der heutigen Medienlandschaft.

Per Livevideo zugeschaltet übte er harsche Kritik an der Presse, lobte seine Organisation und zeigte sich erfreut über die anhaltende Diskussion zum Thema Fake News.

Wikileaks hat "perfekte Bilanz"

"Wenn ihr einen Zeitungsartikel lest, lest ihr bewaffneten Text, der gestaltet wurde, um Menschen wie euch zu beeinflussen", zitiert ihn CNet. Die Presse sei "sehr, sehr, sehr inakkurat" und voller "opportunistischer Scharfschützen", die als Journalisten arbeiten würden.

Daher freue er sich über die Diskussion über Falschmeldungen. Denn Wikileaks habe "eine perfekte Bilanz" und stets authentische Informationen veröffentlicht. Das Portal sei "ein Meer aus Information, ein intellektueller Schatz, die Rebellen-Bibliothek von Alexandria, in die man gehen kann."

Zeitpunkt der Podesta-Leaks kein Zufall

Assange musste allerdings auch Kritik einstecken, etwa für die Veröffentlichung von E-Mails von Hillary Clintons Wahlkampfmanager John Podesta knapp vor der US-Präsidentschaftswahl. Kommunikation, hinter deren Leak mutmaßlich russische Hacker stecken sollen. "Quellen geben dir kein Material, wenn es keinen Einfluss hat", verteidigte sich der Australier.

Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung war kein Zufall. "Wir versuchen, den Wert der Informationen für den Leser zu maximieren. Das heißt, wir veröffentlichen sie in dem Moment, wenn sie sie am ehesten lesen wollen. Und das ist definitiv vor einer Wahl und eher nicht danach."

Kontroverse um Manning-Begnadigung

Wikileaks musste auch abseits der US-Wahl in jüngerer Vergangenheit immer wieder Kritik einstecken. So veröffentlichte man im vergangenen Sommer E-Mails, die man der türkischen Regierungspartei AKP zu schrieb. Tatsächlich sollen viele Nachrichten aber aus einer Google-Gruppe stammen und private von Millionen Menschen enthalten.

Zuletzt hatte Assange – der seit Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London lebt – öffentlich zugesagt, einer Auslieferung seiner selbst in die USA zuzustimmen, wenn der scheidende US-Präsident Barack Obama die Whistleblowerin Chelsea Manning begnadigen sollte. Tatsächlich ordnete der Vorgänger von Donald Trump in seinen letzten Tagen im Amt die vorzeitige Entlassung von Manning an. Danach knüpfte Assange seine Zusage an einen "Deal" mit dem US-Justizministerium. Er stellte die These auf, dass Manning nur begnadigt wurde, um ihm "das Leben schwer zu machen".

Präsidentschaftswahl in Ecuador

Die nächsten Tage könnten für Mannings Zukunft entscheidend sein, denn in Ecuador wird aktuell ein neuer Präsident gewählt. Laut aktuellem Auszählungsstand ist unklar, ob der linke Favorit Lenin Moreno in eine Stichwahl mit dem Konservativen Guillermo Lasso muss. Letzterer hatte sich im Vorfeld für eine Aufhebung von Assanges Asyl ausgesprochen, schreibt Reuters. Gegenüber dem vom russiscchen Staat finanzierten Sender Russia Today sagte allerdings auch Moreno, dass Assange sich künftig weniger in die Politik befreundeter Staaten einmischen solle.

Für einen Sieg in einem Wahlgang benötigt der stärkste Kandidat mindestens 40 Prozent der Stimmen. Bei einem offiziellen Auszählungsgrad von 89,5 Prozent wurde Moreno zuletzt ein Anteil von 39,11 Prozent ausgewiesen, womit er elf Prozent vor seinem größten Konkurrenten liegt. Aufgrund von geographischen Gegebenheiten, bürokratischen Verzögerungen und "Unregelmäßigkeiten" in manchen Sprengeln dürfte das finale Ergebnis laut Behörden aber erst in drei Tagen feststehen. (gpi, 21.02.2017)