Foto: Oetinger

"Auf den Wiesen hing Nebel wie kondensierte Gedanken": Es ist poetische Prosa, mit der das Autorenduo seine Bühne erschafft, eine von den Gräueln der Welt vermeintlich unberührte griechische Ferieninsel. Die verbale Landschaftsmalerei ist wichtig: als Trost, um das Elend zu ertragen, das sich auf dieser Bühne abspielt, als Kontrastmittel, durch das Tod und Trauer noch schmerzhafter hervortreten.

Zunächst scheint alles perfekt für die 17-jährige Jule, die sich kurz vor dem Abi zwei Wochen Auszeit gönnt. Doch dann begegnet sie einem verletzten jungen Mann, dessen Gegenwart sie in ein Gefühlschaos stürzt. Und Asman ist nicht allein: Andere leben im Verborgenen, wieder auf der Flucht, letzte Überlebende.

Grenzlandtage ist Flüchtlingsdrama und Liebesgeschichte in einem, ein einfühlsamer Grenzgang zwischen Kitsch, Schönheit, Anteilnahme und Naivität. Die wichtigste Botschaft des aufrüttelnden Buchs ist: Flüchtlinge sind keine Wellen und keine Katastrophe. Sie sind Menschen – in größter Not. Helmuth Santler, Album, 21.2.2017)