Neurofeedback galt als Alternative zur medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen. Salzburger Forscher empfehlen dieses Gehirntraining aber nicht- zumindest bei primärer Insomnie.

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Salzburg – Schlafstörungen sind ein weit verbreitetes Problem. Schätzungen zufolge ist etwa jeder dritte Österreicher zumindest gelegentlich davon betroffen. Wissenschafter setzen bei der Bekämpfung des Volksleidens große Hoffnungen in das Neurofeedback. Zudem wird es bei der Behandlung von Aufmerksamkeits- Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Ängsten, Depressionen, Epilepsien eingesetzt.

Das Neurofeedback ist eine computergestützte Trainingsmethode, bei der dem Patienten die eigene Gehirnaktivität, über die man für gewöhnlich keine Wahrnehmung hat, beobachtet werden kann. Konkret zeichnen Elektroden am Kopf die Gehirnaktivität über eine Elektroenzephalografie (EEG) auf. Durch dieses Feedback sollen Patienten lernen, die fehlgeleiteten Gehirnaktivitäten zu regulieren.

Psychologen und Psychologinnen der Uni Salzburg überprüften nun die Neurofeedback-Effekte in einer klinischen randomisierten Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studie. Das heißt, es wussten weder die Testpersonen noch der Versuchsleiter, welche Gruppe ein echtes Neurofeedback-Training und welche das Placebo erhielt. Im Gegensatz dazu waren frühere Studien zu diesem Thema nur einfach verblindet, wie die Forscher betonen. Demnach wusste zwar nicht die Versuchsperson, in welcher Gruppe sie sich befanden, der Versuchsleiter aber schon.

Reine Placebo-Effekte beobachtet

Bei der Salzburger Studie erhielten 30 Personen mit primärer Insomnie – eine Form der Schlafstörung, die weder auf eine organische noch auf eine psychiatrische Erkrankung basiert – zwölf echte Neurofeedback-Trainings-Sitzungen bzw. zwölf Sitzungen, in denen ihnen ein Neurofeedback-Training nur vorgespielt wurde: Es gab zwar ein EEG-Feedback, aber über ständig variierende Frequenzen. Der Unterschied zwischen dem echten und dem Placebo-Training war in der Untersuchung weder für die Probanden noch für die Wissenschafter erkennbar. Die Tests erstreckten sich über je zwei bis vier Wochen, mit je zwei Schlaflabornächten vor und nach den beiden "Behandlungen". Zwischen den beiden Interventionen lagen jeweils drei Monate.

Das Ergebnis der Untersuchung: Beide Gruppen profitierten gleichermaßen. Das ging zumindest aus den subjektiven Probanden-Berichten zur Schlafqualität hervor – unabhängig davon, ob ein echtes Neurofeedback-Training oder Pseudotraining absolviert wurde. "Die Studie zeigt, dass Neurofeedback mitunter reine Placebo-Effekte widerspiegelt. Die Testpersonen erleben Zuwendung, Vertrauen, es kümmert sich jemand um sie und ihre Probleme – darauf scheint es für einen besseren Schlaf anzukommen, nicht auf das Neurofeedbacktraining", so die Schlussfolgerung von Manuel Schabus, Studienleiter vom Centre for Cognitive Neuroscience der Universität Salzburg.

"Die Studie zeigt, dass zwölf Einheiten Neurofeedbacktraining im Vergleich zu 12 Einheiten Pseudoneurofeedbacktraining keine besseren Effekte erzielt, was die Effektivität zumindest dieses speziellen Neurofeedbacktrainings im Frequenzbereich zwischen zwölf bis 15 Hertz für die Behandlung von Einschlaf- und Durchschlafstörungen speziell bei älteren Patienten massiv in Frage stellt", ergänzt Mitautorin Kerstin Hödlmoser.

Keine Empfehlung für Neurofeedback

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Verbesserungen, von denen die Probanden subjektiv berichteten, spiegelten sich nicht in objektiven Daten wider. Weder die Probanden aus der echten Neurofeedback-Gruppe noch die aus der Placebo-Gruppe wiesen den Forschern zufolge eine bessere Schlafqualität oder schlafstabilisierende EEG-Muster auf.

Das Fazit von Manuel Schabus: "Da laut unserer Studie die Wirkung von Neurofeedback bei der Behandlung von Schlafstörungen auf reinen Placebo-Effekten beruht, können wir die Methode nicht empfehlen. Es wäre sehr wichtig, dass die Neurofeedback-Forschung nun mit weiteren randomisierten Placebo-kontrollierten Doppelblind-Studien intensiviert wird, zum Beispiel bei ADHS und anderen Störungen. Nur so können die bisherigen Neurofeedback-Ergebnisse seriös bestätigt oder widerlegt werden." (red, 22.2.2017)