Bei 32 Mitarbeitern von Wiener Wohnen besteht Korruptionsverdacht. Diese Zahl muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Nicht ein Mitarbeiter oder zwei. 32. Sie sollen von einem ebenfalls mutmaßlich korrupten Netzwerk an Glaserei-, Fliesenleger- und Malerbetrieben Zuwendungen erhalten haben, um bei verrechneten, aber nicht oder mangelhaft ausgeführten Sanierungsarbeiten im Gemeindebau nicht so genau hinzusehen. Da es bei besagtem Firmennetzwerk auch um Steuerhinterziehung geht, könnte auch die Republik geschädigt worden sein. Man kann getrost von einem Skandal sprechen.

Der dafür politisch verantwortliche Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) fühlt sich aber nicht verantwortlich. Rücktritt? Nein. Kündigungen? Nein, nicht auf Verdacht. Nicht nur, dass Ludwig keine Konsequenzen zieht, er lobt die Gemeindebauverwaltung – und damit indirekt sich selbst – als "treibende Kraft hinter den Aufdeckungen". Was Ludwig wohl gern außer Acht lassen möchte: Wenn es bereits ein funktionierendes Kontrollsystem gegeben hätte, dann wäre nichts aufzudecken gewesen. Ein solches einzurichten wäre in seiner Verantwortung gelegen.

Noch in einem weiteren Punkt könnte es Versäumnisse gegeben haben: Bereits 2010 gab es Verdachtsmomente in der Causa. Statt sich sofort an die Staatsanwaltschaft zu wenden, ermittelte man zunächst aber nur intern. Erst 2012 erging die Anzeige. Auch das ist erklärungsbedürftig. (Christa Minkin, 21.2.2017)