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H. R. McMaster ist Donald Trumps neuer Nationaler Sicherheitsberater.

Foto: REUTERS/Kevin Lamarque

Es kommt nicht oft vor, dass sich ein General auf einen Romanschriftsteller beruft. Herbert Raymond McMaster hat es getan: "Viel Intelligenz kann in Ignoranz investiert werden, wenn der Bedarf an Illusionen groß ist", zitierte er Nobelpreisträger Saul Bellow in einem Essay, der davon handelt, dass es ein frommer Wunsch ist, an so etwas wie leichte, einfache Kriege zu glauben.

Kriege wie die in Afghanistan und im Irak könnten nicht ferngesteuert geführt werden, schrieb der heute 54-Jährige. Eine "anhaltende Faszination" für Technik habe Schreibtischstrategen dazu gebracht, das Zeitalter der "Kriege, wie wir sie kennen", für beendet zu erklären – was natürlich Unsinn sei.

Für manche hat es etwas Beruhigendes, dass Donald Trump einen Mann – verheiratet, drei Töchter – zum Nationalen Sicherheitsberater kürt, der Schlachten nicht nur aus Sandkistenspielen kennt, sondern der selbst im Dreck gelegen ist und daher im Zweifelsfall von militärischen Abenteuern abraten dürfte.

Bereits im Golfkrieg 1991 kommandierte McMaster ein Panzerregiment, das eine zahlenmäßig überlegene Einheit der Republikanischen Garde Saddam Husseins besiegte. 2005 dann, inzwischen Befehlshaber einer Brigade, ignorierte er Vorgaben des Pentagons: Eigentlich sollten die US-Soldaten Städte räumen und irakischen Truppen nach und nach die Kontrolle überlassen. In Tal Afar, einer Hochburg der aufständischen Sunniten, tat McMaster das Gegenteil. Mitten in der Stadt etablierte er 29 kleinere Posten, sodass die GIs rund um die Uhr in Tal Afar blieben, statt nur tagsüber zu patrouillieren und sich nachts zurückzuziehen. Daraus wurde ein Element der veränderten Irak-Strategie, mit der es den Amerikanern gelang, die Lage im Irak ab 2007 vorübergehend zu beruhigen.

Nicht nur im Irak hat McMaster gegen den Strich gebürstet; auch als Militärhistoriker erwarb er sich den Ruf eines intellektuellen Rebellen. An der University of North Carolina, an der er einen Doktor in Geschichte erwarb, zerpflückte er eine bequeme These, mit der die US-Armeeführung das Vietnamdebakel zu verarbeiten versuchte: die Legende, nach der allein die Politik schuld gewesen sei an dem Desaster. Die Generäle, so McMaster, hätten zu leicht politischem Druck nachgegeben, obwohl sie schnell begriffen hätten, dass sich der Feldzug nicht gewinnen lasse. Aus der Dissertation wurde ein vielbeachtetes Buch. Der schnörkellose Titel: "Pflichtverletzung". (Frank Herrmann, 22.2.2017)