Foto: APA/Erwin Scheriau
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Foto: apa/epa/Kappeler

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Pro
von Sascha Aumüller

Mag schon sein, dass die Edlen der Adelsrepublik Polen- Litauen irgendwann einmal paarweise und mit würdevoller Nüchternheit durch Ballsäle geschritten sind. Ist ja ihr Nationaltanz, die Polonez. Wir in der Alpenrepublik sind bei einer Polonaise dagegen besoffen und versuchen, ohne Knöchelbruch durch Mehrzwecksäle zu stolpern. Europaweit hat sich zu Recht die karnevaleske Choreografie durchgesetzt: als relativ stabiles Gefüge, hinter einem immer einer, der einem den Rücken stärken soll, und vorn einer, der das Umfallen verhindert.

Was also bedeutet das für Europa? Ursprünglich bewegten sich bei dem Reigen nur zwei Polen aufeinander zu. Das ist weder besonders multikulti, noch eine Glanzleistung auf dem diplomatischen Parkett. Bei der Form, wie wir sie aus dem Fasching kennen, ist das anders: Als Dreijähriger ist mir bei dem polnischen Tanz einmal ein Landsmann in den Rücken gefallen, aber ich konnte mich auf einen Briten vor mir stützen. Heute denke ich über die eigenen Leute ganz anders und finde den Brexit zutiefst ernüchternd.

Kontra
von Oona Kroisleitner

"Die Polonaise ist ein polnischer Nationaltanz, bei dem Tanzpaare im Reigen und moderaten Tempo nach bestimmten Figuren würdevoll und majestätisch durch den Saal schreiten." So die Erklärung von Wikipedia. Der Duden ergänzt: "als Eröffnungen von Bällen". Mag sein, dass dies beim Opernball mit den hübsch gekleideten und von Karl Lagerfeld gekrönten Debütanten gut ausschaut, es bleibt aber die Ausnahme. Polonaisiert werden leider auch Schul- und Faschingsbälle, dort sieht man selten majestätisches Schreiten – eher hofft man, dass sich niemand wehtut.

Schlimmer als Jugendlichen zuzuschauen, die vor Aufregung und Koordinierungsproblemen umkippen, ist nur die Version der Polonaise, die sich hierzulande ihren Weg auf Faschingspartys und in Skihütten geschlängelt hat: Wenn dich plötzlich jemand an den Schultern packt, nach vorn schiebt und "Polonääse" oder ganz lustig "Majonääse" brüllt. Dann ist es nicht nur mit der Würde dahin, sondern auch mit dem Gehör, denn das Wichtigste dieser Variante scheint das falsche Mitgrölen eines Schlagers zu sein. (RONDO, 27.2.2017)