Bogota – Die Entwaffnung kolumbianischer Farc-Guerilla könnte sich verzögern. In einem Schreiben an den Chef der Uno-Mission zur Überwachung des Friedensprozesses in Kolumbien, Jean Arnault, kritisierte die Führung der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) am Dienstag (Ortszeit), dass die Regierung entgegen den Vereinbarungen die Entwaffnungszonen nicht entsprechend vorbereitet habe.

Nur wenige Stunden zuvor hatte das kolumbianische Militär mitgeteilt, die Entwaffnung werde am 1. März beginnen. Eine "Änderung des Termins für den Demobilisierungsprozess scheint nötig zu werden", heißt es in dem Farc-Schreiben. Die Rebellen kritisieren darin, dass die Regierung in den Entwaffnungszonen nicht für grundlegende Infrastruktur wie Wasser, Energie und Straßen gesorgt habe. Die Farc äußerte die Sorge, dass die Regierung nicht ihr Wort halte.

Unter Uno-Aufsicht

General Javier Florez, der die Entwaffnung aufseiten des kolumbianischen Militärs beaufsichtigt, hatte zuvor angekündigt, der historische Entwaffnungsprozess werde am 1. März beginnen. Zunächst würden die Rebellen planmäßig 30 Prozent ihrer Waffen abgeben. Die Niederlegung der Farc-Waffen findet unter Aufsicht der Uno statt.

In zwei weiteren Schritten sollen dann am 1. Mai zunächst weitere 30 Prozent der Waffen und am 1. Juni der Rest folgen, so sieht es das im November geschlossene Friedensabkommen zwischen der Farc und der Regierung vor. Was mit den Waffen geschehen soll, ist bisher unklar.

Fast 7.000 bewaffnete Farc-Kämpfer

Zu logistischen Fragen in diesem Zusammenhang fand am Dienstag ein Treffen von Vertretern der Farc, der Regierung und der Uno statt. Wie das Büro des kolumbianischen Friedensbeauftragten mitteilte, halten sich fast 7.000 bewaffnete Farc-Kämpfer in den Entwaffnungszonen auf. Die letzten der Kämpfer waren am Sonntag eingetroffen. Damit wurde ein wichtiger Punkt des Friedensabkommens erfüllt.

Die Rebellen hatten ihren "letzten Marsch" Ende Jänner angetreten. In den landesweit 26 Entwaffnungszonen sollen die einstigen Guerilla-Kämpfer auch auf die Wiedereingliederung in das zivile Leben vorbereitet werden.

Mit dem Friedensabkommen soll der seit 1964 andauernde Konflikt zwischen der Armee und der Farc, anderen linksgerichteten Guerillagruppen und rechten Paramilitärs beigelegt werden, in dem mehr als 260.000 Menschen starben. Etwa sieben Millionen Menschen wurden zur Flucht gezwungen, mehr als 60.000 werden vermisst.

Für seine Aussöhnungspolitik war Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos der Friedensnobelpreis verliehen worden. Mit der kleineren Rebellengruppe ELN soll ein ähnliches Friedensabkommen geschlossen werden. (APA, AFP, 22.2.2017)