Aleksandar Dragovic erwischte einen rabenschwarzen Tag.

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Der ÖFB-Teamverteidiger fiel vor allem durch haarsträubende Fehler auf. Auch beim 1:0 durch Saul Niguez machte er nicht die beste Figur.

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In Manchester ging es derweil drunter und drüber.

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Leverkusen – Der Frust nach dem Fehler-Festival war riesig, doch Bayer Leverkusen hisst noch nicht die weiße Fahne. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagte DFB-Teamkicker Julian Brandt nach der 2:4 (0:2)-Pleite im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Atlético Madrid. Mit Blick auf das Rückspiel beim Vorjahres-Finalisten am 15. März im Estadio Vicente Calderon fügte er kämpferisch hinzu: "Wir fahren nach Madrid, um zu gewinnen. Wozu es dann reicht, werden wir sehen."

Doch in den Kommentaren der Spieler schwang nicht wirklich die Überzeugung mit, noch ein kleines Fußball-Wunder vollbringen zu können. Vor allem Aleksandar Dragovic erwischte einen rabenschwarzen Tag. Der Teamverteidiger gestand das auch ohne Umschweife ein: "Gestern war ein Abend, an dem ganz einfach alles schiefgelaufen ist", sagte der Wiener. "Es tut mir unendlich leid, für den Verein, die Mannschaft und Fans." Er wolle "die Dinge selbstkritisch zu analysieren und aufzuarbeiten, um es künftig besser zu machen". Dabei habe er sich, so Dragovic, auf die Partie gefreut. "Ich war hungrig und aufgrund der zuletzt gezeigten Leistungen sehr optimistisch."

Spott in den Sozialen Medien lasse ihn "natürlich nicht kalt", sein schärfster Kritiker sei er jedoch selbst. "Jeder macht Fehler oder hat einen schlechten Tag, die Frage ist was man daraus lernt", wurde Dragovic zitiert. "Man muss wieder aufstehen und nach vorne schauen".

Die krassen Fehler in der Bayer-Abwehr nutze Atletico eiskalt aus und ging mit einer 2:0-Führung durch Saul Niguez (17.) und Antoine Griezmann (25.) in die Pause. Vor dem zweiten Gegentreffer hatte Dragovic, der mit seinem 72. Europacup-Einsatz einen österreichischen Rekord (bisher Herbert Prohaska/71) aufstellte, einen Querschläger in den Lauf von Assistgeber Kevin Gameiro fabriziert.

Nach dem Wechsel spielte das Team von Trainer Diego Simeone dann nicht mehr so konsequent und Leverkusen drückte mehr. Dem 1:2 durch Karim Bellarbi (48.) folgte das 1:3 durch Gameiro (58./Foulelfmeter), der von Dragovic an der Strafraumgrenze niedergerissen worden war. Nach dem 2:3 durch das Eigentor von Stefan Savic (68.) hatte Chicharito tatsächlich noch den Ausgleich auf dem Fuß, sein Schuss wurde aber von Außenverteidiger Filipe Luis in höchster Not geklärt. Fernando Torres zerstörte dann mit seinem Tor alle Hoffnungen (86.).

Großes Kompliment von Schmidt

Bayer-Trainer Roger Schmidt war trotz der ersten Heimniederlage des Werksklubs in der Königsklasse seit November 2014 nicht komplett unzufrieden. "Wir nehmen aus diesem Spiel auch viel Positives mit. Ich muss meiner jungen Mannschaft ein großes Kompliment machen, dass sie nie aufgesteckt und einen großen Kampfgeist gezeigt hat. Es ist schon bemerkenswert, wie wir zweimal zurückgekommen sind", sagte der 49-Jährige.

Der Ex-Salzburg-Trainer wollte noch nicht allzu viele Gedanken an das Rückspiel verschwenden, gab aber zu, dass die Ausgangslage "nicht besonders gut" sei. In Madrid müsste Bayer wahrscheinlich mit drei Toren Unterschied gewinnen, um erstmals seit 2002 ins Viertelfinale zu kommen.

Brandt versuchte wie alle Beteiligten im Werksklub, sich an den letzten Eindrücken eines Spiels festzuhalten, das den 29.300 Zuschauern in der BayArena vor allem in der ersten Hälfte einen Klassenunterschied offenbart hatte. "Man hat zwei Gesichter von uns gesehen. In der ersten Halbzeit waren wir sehr naiv. Wir haben Dinge mit dem Ball gemacht, die nicht normal für uns sind", sagte der 20-Jährige. "In der zweiten Halbzeit haben wir Moral gezeigt."

Auch Torschütze Karim Bellarabi, der mit dem 1:2 ebenso kurzfristig noch einmal Hoffnung aufkeimen ließ wie Stefan Savic mit seinem Eigentor, räumte ein: "Die erste Halbzeit von uns war gar nicht gut." Der Schütze des 50.000. Bundesliga-Tores wollte sich aber noch nicht geschlagen geben: "Wir wissen, dass es jetzt eine schwierige Situation ist, aber wir werden nicht aufgeben und das Beste geben."

Offensivspektakel in Manchester

Wesentlich sorgenfreier werden die Citizens zum Rückspiel nach Monaco reisen. Nach einem spektakulären Schlagabtausch mit insgesamt acht Toren hatte Pep Guardiola leicht lachen. "Wir denken nur an Angriff. Angriff, Angriff, Angriff", sagte der spanische Starcoach nach dem 5:3 von Manchester City gegen AS Monaco.

Zunächst 1:0 voran, lagen die Engländer bis zur 70. Minute mit 2:3 in Rückstand, ehe sie im Finish noch eine gute Ausgangslage für das Rückspiel im Fürstentum in drei Wochen einfuhren. Auch dort werden beide Mannschaften ihr Heil wohl in der Offensive suchen. Das Spektakel vom Dienstagabend wird nur schwer zu übertreffen sein, auch wenn Guardiola ankündigte: "Wenn ein Team imstande ist, tausend Millionen Tore zu erzielen, dann Monaco. Wir müssen auch auswärts treffen, sonst werden wir ausscheiden."

Acht Tore in einem Hinspiel der K.o.-Phase bedeuteten einen Rekord in der Fußball-Königsklasse. Dass das erste Duell zwischen ManCity und Monaco auf europäischer Ebene nicht torlos über die Bühne gehen würde, war jedoch wenig überraschend. Beide Mannschaften praktizieren Offensivfußball ohne Rücksicht auf Gegenschläge und sorgten für einen laut Citys Doppeltorschütze Sergio Aguero "verrückten Abend".

Torfabrik Monaco

Die Ligue-1-Torfabrik Monaco (76 Tore in 26 Spielen) ging es auch im City of Manchester Stadium forsch an. Hauptprotagonisten der Monegassen waren der kolumbianische Torjäger Radamel Falcao (31) und der französische Jungstar Kylian Mbappe (18). In der zweiten Spielhälfte ließ Falcao vom Elfmeterpunkt jedoch die Chance auf das 3:1 ungenutzt. Für Monacos Trainer Leonardo Jardim war dies der Knackpunkt der Partie.

Der Portugiese musste an der Seitenlinie mitansehen, wie Falcao in sehenswerter Manier zwar noch das 3:2 erzielte, seine Elf danach aber zu viele Fehler in der Defensive machte. City spielte sich in einen Rausch und schaffte durch den äußerst agilen Aguero (71.), John Stones (77.) und Leroy Sane (82.) noch die so nicht erwartete Wende. Jardim gab sich dennoch kämpferisch. "Es ist bei weitem nicht vorbei. Es sind noch 90 Minuten zu spielen", erklärte der 42-Jährige.

Bei aller Offensivpower wurden in Manchester aber auch eklatante Schwächen in der Abwehrarbeit offenbart. Größte Nutznießer waren Falcao und Aguero. Ersterer zeigte alte, in England zuvor nicht gesehene Stärken, nachdem er für Manchester United und Chelsea in insgesamt 36 Spielen nur fünf Tore erzielt hatte. Nach seiner Rückkehr nach Monaco blühte der Kolumbianer wieder auf. "El Tigre" hält nach 28 Pflichtspielen in dieser Saison nun bei 23 Toren.

Anders war die Lage in jüngster Zeit bei Aguero. Der Argentinier war bis zur Verletzung des brasilianischen Neuzugangs Gabriel Jesus nur noch zweite Wahl unter Guardiola und galt bereits als Kandidat für einen Wechsel im Sommer. "Es war immer meine Absicht zu bleiben", bekräftigte Aguero jetzt. Die Entscheidung läge jedoch nicht bei ihm. (sid, APA, red, 22.2.2017)