Warschau – Die polnische Staatsanwaltschaft hat wegen des regierungs- und religionskritischen Stücks eines Warschauer Theaters Ermittlungen aufgenommen. Die Theatermacher stünden im Verdacht, religiöse Gefühle verletzt und zur Ermordung des Chefs der rechtskonservativen Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, aufgerufen zu haben, teilte Staatsanwalt Lukasz Lapczynski am Mittwoch mit.

Oralverkehr mit dem Papst

Für besonderen Anstoß hatte eine Szene des Stücks gesorgt, in der eine Schauspielerin Oralverkehr an einer Statue von Papst Johannes Paul II. simuliert. Auf der Bühne werden auch einige Sexszenen dargestellt, in denen das christliche Kreuz eine Rolle spielt. Zudem gibt es in dem Stück eine Anspielung auf einen möglichen Anschlag auf Kaczynski.

Die katholische Kirche hatte das Stück "Der Fluch" bereits als "Gotteslästerung" bezeichnet. Es hatte am Samstag im Warschauer Teatr Powszechny Premiere. Die Vorlage wurde 1899 vom Dramatiker Stanislaw Wyaspianski herausgebracht, Regisseur Oliver Frljic änderte die Urfassung aber stark ab. Künstler in Polen beklagen seit dem Amtsantritt der PiS-Regierung 2015 über ein zunehmend eingeengtes kulturelles Klima. (APA, 23.2.2017)