Von Holbein inspiriert: "Call Center Lady" (2016) von Gerard Mas.

Foto: Galerie Robert Drees

Wien – Sein Debüt als Veranstaltungsort einer Kunstmesse gab das Leopold-Museum 2011, als man der Art Austria (bis inklusive 2016) temporären Unterschlupf gewährte. Eine Win-win-Situation für alle: für das Museum, das Mieteinnahmen (2016: 170.000 Euro netto) und zusätzliche Besucher (ca. 28.000) generierte; für den Veranstalter Wolfgang Pelz, der ebenso von der Prominenz der Location profitierte wie die Teilnehmer; für die Kunsthändler und Galeristen, die im Tross der regulären Museumsbesucher den einen oder anderen Neukunden fanden.

Vergangenes Jahr entschied sich das Museum, auch aus Termingründen, künftig mit einem anderen Veranstalter (M.A.C. Hoffmann) zu kooperieren, der mit der Art Vienna ein neues Format aus der Taufe hob. Sie versammelt nun erstmals (bis Sonntag) zu ebener Erde und in einem der Untergeschoße 34 Galeristen und Kunsthändler mitsamt deren individuellem Programm.

Vor allem heimische Kunst

Abweichungen vom ursprünglich konzipierten Fokus auf österreichische und internationale Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts waren absehbar. Die Zahl nichtösterreichischer Aussteller blieb mit sechs eher überschaubar, die jedoch am Angebot orientiert ein wichtiges Gegengewicht zur Dominanz heimischer Kunst bilden.

Die aus Hannover angereiste Galerie Robert Drees stellt etwa Porträts aller Gattungen in den Mittelpunkt. Darunter Büsten, für die dem in Barcelona lebenden Gerard Mas wohl Holbein-Damen als Vorbild dienten. Das Gros der Aussteller setzt auf einen Mix verschiedener Künstler und teilweise auch Epochen. Den einen gelingt das allerdings besser als anderen.

Einige gelungene Präsentationen

Gewohnt souverän die Auswahl der Galerie Thoman, bei der Walter Pichlers Schlafender (1987) das Interesse Diethard Leopolds weckte. Gewagter fiel die Choreografie der Kunsthändler Giese & Schweiger aus, wo Gestisches der gemeinsame Nenner des Aktionisten Otto Mühl und der Impressionistin Tina Blau sein will, während Johann-Biedermeier-Ranftl und Oswald-Informel-Oberhuber tatsächlich harmonieren.

Der Rundgang offenbart einige gelungene Solopräsentationen, etwa jene zu Rudolf Goessl bei der Galerie Jünger, die retrospektiv Triptychen der 1970er-Jahre mit Arbeiten jüngerer Zeit vereint.

Mit leichtem Wiedererkennungswert punktet, auch im wahrsten Sinn des Wortes, Other Criteria aus London. Spezialisiert auf Editionen, warten hier Arbeiten des Galeriengründers Damien Hirst. Erschwinglich jedenfalls. (Olga Kronsteiner, 23.2.2017)